Wellenreiten gehört zu diesen Sportarten, von denen ich mir einbilde, sie müsste ein Australier erfunden haben, zumindest aber müssten die Australier sie, wenn sie denn ein anderer kreiert hätte, zu einem Kult und einer wahren Leidenschaft fortentwickelt haben, Hawai hin oder her. Denn die Australier leben alle an der Küste, vorzugsweise der Südküste, die mit einer rechten Brandung ausgestattet ist, haben andauernd Sommer, gehen früh arbeiten, um spätestens um Vier sich mit ihrem Wellenreiterbrett an den Strand zu begeben, überhaupt gehen sie nur aus diesem einen Grund arbeiten. Von den Ausnahmen, die nicht in dieses Bild passen, auch wenn sie in der überwältigenden Mehrheit sind, sehe ich jetzt einmal ab. So könnte man also als prototypischer wellenreitender Australier auf den gischtenden Wellenkronen sich vornehmen, die paar tausend Kilometer Küste des Kontinents zu umrunden, immer zur Linken den ständig glitzernden Ozean und zur Rechten das rote und grüne Land, weit draussen, in der Stille, im Rauschen und Branden, und die wenigen Menschen an der Küste sind nur noch kleine spazierengehende Punkte, deren Stimmen nicht mehr zu hören sind. Und unter einem gleitet das Brett, auf dem man steht und sich mit den Wellen schwingt, zur Erholung sitzt und liegend ein Nickerchen macht, um bald seine endlose Fahrt fortzusetzen, immer weiter, älter und älter werdend. Und wenn die Strände ganz menschenleer und unbelebt werden, vielleicht irgendwo im fast unbewohnten Norden, wagt man sich zurück an den Strand, läßt sich mit einer grossen Woge ans Ufer werfen und stürzt zitternd vor glücklicher und überwältigender Erschöpfung in den Sand, in das warme, weiche und nasse Bett der Erde und die Wange liegt in einer kleinen Pfütze aus Salzwasser, während die feinen Wellen im Sand Linien in sie zeichnen, und schlafend und träumend unter dem grellen Tageslicht streichen die Hände langsam durch den feinen Sand.
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