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Freno d'Emergenza schrieb am 27.4. 2014 um 14:54:30 Uhr über

Wattenberg

Es waren dieselben Typen, die Wattenberg nie gemocht hatte, die jetzt seine Kollegen geworden waren am Verwaltungsgericht: spiessig, pedantisch und borniert bis zum Anschlag. Auch wenn keine Sitzungen waren: knallhart trugen sie Anzug und Kravatte von Montag bis Freitag. Daß Wattenberg sich dieser Uniform nicht unterwerfen wollte, und auch nach dem Großreinemachen in seinem Aktenlager auch weiterhin in jeans und tshirt zum Dienst erschien, brachte ihm zunächst abschätzige Blicke und dann einen tatsächlichen Rüffel seines Vorsitzenden in der internen Kammerberatung - also ohne Öffentlichkeit, wo die Urteilsentwürfe vorgestellt und offiziell darüber abgestimmt wurden. Wenn der junge Herr Kollege nunmehr, nachdem er seine Einrichtungstätigkeiten ja wohl abgeschlossen hätte, bestünde keine Notwendigkeit mehr, in Arbeitskluft zum Dienst zu kommen, hieß es. Und einer der Beisitzener bestätigte ihm: man lege in der Richterschaft des Verwaltungsgerichtes gewissen Wert darauf, nicht mit Angehörigen der Dienststufen unterhalb des Richterlichen Dienstes verwechselt zu werden. Wattenberg holte nur tief Luft, nickte einige Augenblicke lang stumm, und erläuterte dann, daß er unter Bronchialasthma litte. Ein oder zweimal wöchentlich die Sitzungskravatte unter der Robe zu tragen, würde ja kaum etwas ausmachen. Aber tagtäglich eine Kravatte zu tragen, sei ihm gesundheitlich nicht zuzumuten. Ob er ein ärztliches Attest beibringen müsse ? Nein-nein, um Gottes Willen, das glaube man ihm, habe sein Asthma-Spray ja schon gesehen, das hätte man nicht bedacht. Selbstverständlich könne er auf die Kravatte verzichten, so wäre das nun auch wieder nicht gemeint. Aber ein gewisses Abrücken war doch festzustellen gewesen. Der Kollege Rimberg leide auch an Asthma, aber wohl in einer anderen Art als Wattenberg, denn Rimberg trage schon seit zwei Jahrzehnten täglich Anzug und Kravatte im Gericht. Wattenbergs Kollegen warfen sich bedeutungsvolle Blicke zu. Soetwas hat nun mal in einer Behörde eine gewisse Wertigkeit, die nirgendwo in Dienstvorschriften, Gesetzen und Verordnungen niedergelegt ist.


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