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Freno schrieb am 24.8. 2019 um 00:44:00 Uhr über

Verwaltungsgericht

Eine Assistentenkollegin von mir, die (im Gegensatz zu mir) ein sattes Prädikatsexamen hingelegt und damit sozusagen den Rechtsanspruch auf eine Richterstelle erworben hatte, absolvierte das Bewerbungsverfahren (was für Prädikatsassessoren rein formellen Charakter trägt) und wurde in diesem Rahmen zu dem Verwaltungsgericht geführt, dem sie als erste Dienststellung zugeordnet werden sollte. Man führte sie in einen Kellerraum mit winzigen Fensterchen, die obendrein vergittert waren. Das sollte ihr künftiges Dienstzimmer sein. Und in diesem Kelleraum stapelten sich Akten über Akten. Die Stapel füllten die Regale, die Zwischenräume zwischen den Regalen, ragten vom Boden auf. Es müssen über tausend Akten gewesen sein, die der unlängst pensionierte Richter am Verwaltungsgericht zurückgelassen hatte und nach Bearbeitung gierten. Sehr impressiv schilderte uns - der »Lehrstuhlfamilie« - diese Kollegin diesen Höhe- und Tiefpunkt ihres Bewerbungsverfahrens um eine Richterstelle, wobei ihr unser Professor regelmässig Kirschgeist nachschenkte, um einem Kreislaufkollaps vorzubeugen. Als unsere Kollegin ihren auf diesem Schockerlebnis beruhenden Entschluß verkündete, auf die Richterstelle zu pfeifen und Anwältin zu werden, reichte mir unser Prof seinen Geldbeutel und schickte mich Champagner kaufen. Es wurde sehr lustig. Wie mein Golf nachhause kam, weiß ich nicht mehr - von mir selbst ganz zu schweigen.


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