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Alvar schrieb am 25.9. 2000 um 01:19:46 Uhr über

Waldorfschule

Lebendiges Unterrichten macht den Lehrer zur Autorität

Zufriedenheit mit einer Unterrichtsstunde sollte einen Lehrer nicht dazu verleiten, sie später zu wiederholen, so meinte Rudolf Steiner (1861 – 1925), Begründer der Waldorfschule und der ihr zugrundeliegenden Menschenkunde. Denn wer sich am Leben orientiert, ist ständig in Verwandlung begriffen. Auf der lebendigen Ausgestaltung des Unterrichtsinhaltes gründet die natürliche Autorität des Grundschullehrers. Das Wort »Autorität« ist immer wieder Quelle von Missverständnissen, wenn es fälschlicherweise mit »autoritär« assoziiert wird. Echte Autorität entsteht nur aus einem Vertrauensverhältnis zwischen Lehrer und Schüler. Rudolf Steiner betont, dass es »unendlich wichtig« sei, dass das Grundschulkind an dem Erzieher bzw. Lehrer »eine selbstgewählte, freiwillig gewählte Autorität empfindet«1. Dessen muss sich der Lehrer erst als würdig erweisen. Eine autoritäre Haltung ist diesem Ideal genau entgegengesetzt. Lehrer werden autoritär, wenn sie nicht mehr über die notwendige innere Ruhe und liebevolle Hingabe an die lebendige Kindesnatur verfügen. Schon Rudolf Steiner hatte vorgeschlagen, den Lehrerberuf dadurch immer wieder an das Leben heranzuführen (und dem »Burn-out-Syndrom« entgegenzuwirken), dass in einem Sabbatjahr der Lehrer z.B. in wirtschaftlichen Berufen arbeitet. (*)
Die menschenbildende Wirkung des Unterrichts hängt entscheidend davon ab, ob die Pädagogen versuchen, die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen innerlich zu begleiten und dabei ihre eigene Begriffsbildung ständig in Fluss zu halten. dass das nicht immer gelingt, gehört zum Spannungsfeld jeder Schule. Eine bewegliche Begriffsbildung kann sich keinem Menschenbild verschreiben. Rudolf Steiner war der Auffassung, dass es keinen allumfassenden Standpunkt geben kann. Will man Mensch und Welt verstehen, muss man sich die Fähigkeit erarbeiten, immer wieder völlig neue Sichtweisen zu erproben.


(*) Die Realisierung dieses Vorschlages blieb Ausnahmefall. Noch besser wäre es, wenn der Unterricht nicht von Berufslehrern auf Lebenszeit, sondern von Menschen erteilt würde, die im Leben »zirkulieren«, bis dahin, dass Menschen mit langjähriger Berufserfahrung während »fünf oder zehn Jahren« an die Schule gehen, um »dasjenige den Jungen und Mädchen zu sagen, was zu sagen ist aus dem Leben. Dann, wenn das ein bisschen altbacken geworden ist«, mögen sie zurück in ihre Berufe kehren (siehe Ende des letzten Vortrags Rudolf Steiners vom 29. August 1922 in Oxford, enthalten in Band 305 der Gesamtausgabe). Denn Schulen haben prinzipiell die Tendenz, weltfremd zu werden. Steiner wollte eine möglichst weltnahe Schule, die nicht von bürokratisch verordneten Lehrplänen gegängelt oderheute noch aktueller – von Abschlussprüfungen pädagogisch deformiert wird.


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