Das Gegenteil von Gewissen stellt fuer mich die Ignoranz dar, welche sich im Gegensatz zu ersterem einen Dreck darum schert, ob das Gedachte, Gesagte oder Getaene mit einem wie auch immer gearteten Wertegebaude konform geht. Ignoranz ist meiner Erfahrung nach dem persoenlichen Wohlbefinden weitaus zutraeglicher als Gewissen, da dieses bei unzureichender Pflege durch sogenannte gute Taten dazu neigt, schlecht zu werden und einem dem Tag zu versauern. Ignoranz hingegen besticht durch eine latente Selbstzufriedenheit und einen durch wohliges Desinteresse gekennzeichneten Umgang mit der Welt im Allgemeinen und den Mitmenschen im Besonderen.
Vor allem in schwierigen Situationen, welche eine schnelle und entschlossene Herangehensweise erfordern, hat sich Ignoranz besser bewaehrt, als Gewissen, weil sie die Dinge vereinfacht, anstatt sie zu verkomplizieren.
In dieser Hinsicht kommt sie dem menschlichen Beduerfnis nach Abstraktion und Katalogisierung der sensuellen Informationsflut dadurch entgegen, das sie alles, was das Hirn beunruhigen koennte von vornherein ausblendet und dieses dadurch befaehigt, seine Kapazitaeten fuer wichtigere Dinge zu verwenden. Wie zum Beispiel den Hoehlenbaeren zu toeten und als logisch-abstrakte Konsequenz aufzuessen, weiterzuverwenden und anzuziehen, anstatt sich Gedanken ueber dessen Daseinsberechtigung zu machen und in der Folge die eigene Position in der Nahrungskette unwillkuerlich nach unten zu korrigieren.
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