Man könnte doch mal zusammen mit den Frauen essen gehen, meinte der junge Steuerberater, den ich da so beruflich kennengelernt hatte. Wir wären doch jetzt schon fast schon Freunde. Hm. Warum eigentlich nicht. Er erzählte mir von seiner aus Kroatien stammenden Frau, die auch mal froh wäre, neue Leute kennenzulernen. Ach ja - als sei es ihm jetzt erst eingefallen: ob es stimmen würde, daß ich mit zwei Frauen zusammenleben würde ? Man hört ja so einiges in der kleinen Stadt. Nönö, stören würde ihn und seine Frau das überhaupt nicht - sie seien da schon aufgeschlossener. Nun drückte er sich herum - Termin müsse er erst mal nachgucken, Terminkalender nicht dabei ... aber nach drei Wochen konnte er dann nicht mehr anders, und so saßen wir dann im besten Hotelrestaurant am Platze, wo die Portionen winzig, und die Preise hoch waren. Wir gingen da eigentlich nicht so furchtbar gerne hin, wegen dem Nepp. Nun saßen sie da und die Frau des Steuerberaters betätigte sich in dampfplaudernder Fröhlichkeit und Aufgeschlossenheit: »Und wie ist das so, zu Dritt?« Ob es da nicht manchmal Ärger gebe und Hotels oder so ? Auch der junge Steuerberater bekundete ein so lebhaftes Interesse an diesem »Beziehungsmodell«, daß die Blicke seiner Frau schon gelegentlich sehr scheel wurden. Einige Tage später erzählte er auch am Telefon, daß sie regelrecht Streit bekommen hätten, weil er nur so dahingesagt hätte, sich sowas auch vorstellen zu können, so mit zwei Frauen ... Immerhin sind wir von weiteren Abendessen mit dem jungen Steuerberaters-Ehepaar dann verschont geblieben.
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