Während unseres Urlaubs im sehr ereignisarmen Marburg sind *** und ich auch einmal in die örtliche Filiale des Orion-Fachgeschäfts gegangen. Das in einem Industriepark vor der Stadt gelegene Geschäft war jedoch eine mächtige Enttäuschung. Die Mehrzahl des Angebots richtete sich an eine heterosexuelle Klientel, und was an Unisex-Artikel zum Verkauf stand, hätte man, wie im Fall der offenbar für Fesselungsspiele gedachten Seile und Ketten, in dieser Qualität in jedem Baumarkt ohne Perversenzuschlag deutlich günstiger erhalten können. Da war noch eine eklige Grabbelkiste mit schwulen Paperback-Romanen; vielleicht fehlt es mir einfach an Lesephantasie, aber ich habe mich immer gefragt, wer so einen unbebilderten Scheiß allenfalls bis zum ersten Orgasmus auf einer der beteiligten Seiten liest, im Blaster überhüpfe ich diese in Worthülsen durcherzählten Sexphantasien auch immer. Das schlimmste fand ich allerdings die übrige Kundschaft, die naturgemäß am werktäglichen Vormittag zumeist nicht unter die Entscheidungsträger unserer Republik zu zählen war - besonders provoziert fühlte ich mich von einer langhaarigen Endfünfzigerin im Kleppermantel, die in abgezehrter Blässe geisterhaft von Dildo zu Dildo, Heft zu Heft schwebte. Im Grunde ärgerte ich mich ja nur über meine eigene Empfindung, die allen libertären Lippenbekenntnissen zum Trotz offenbar den Aufenthalt reifer Frauen in einer Sexbedarfshandlung als eine letzlich unangemessene Handlung betrachtet. Ach ja: Videokabinen gab es auch keine. Aber in der hängolinen Atmosphäre hätten wir es sowieso noch bis ins Hotelzimmer geschafft.