Heute Nacht Buenos Aires. Uniformblusen gebügelt, Tangoschuhe eingepackt, den Mate-Tee in die Tupper abgefüllt, Paß, Bordverkaufsgeld, Taschenrechner, ach ja, Ersatzstrumpfhosen. Miguel wird im 'El Beso' auf mich warten. Endlich wieder die Augen schließen, mich anlehnen und führen lassen, gemeinsam traurig sein. Zwei Welten, seine und meine. Ein Tanz. Ein Tango und wir sind wieder in einer gemeinsamen. Doch bis dahin noch viele fremde Gesichter. So viele Gesichter. Die, die ich wiedersehe, erkenne ich nicht. Sie sagen es mir. Mit Ihnen bin ich schon mal geflogen. Wissen Sie noch? Nein, fremdes Gesicht. Ich erkenne Dich nicht. Bin traurig. Habe ich wirklich das Gesicht, das Du meinst? Sicher sehe ich ihm nur ähnlich. Wir tragen doch alle die gleiche Uniform. Du kannst mein Gesicht gar nicht erkennen. Miguel kann es. Er sieht mich, wie ich bin. Er sieht es nicht mit den Augen. Er fühlt mich und führt mich. Die Tangogesichter erkenne ich. Es sind immer dieselben. Sie gleichen sich. Werden älter, aber ich erkenne sie wieder. Eine große Familie. Wir rücken auf der Tanzfläche zusammen. Miguel weiß, ich muß die Augen schließen, um die Gesichter zu verdrängen, die vielen fremden, um endlich sein Gesicht wiederzusehen. Nur noch seines. Heute Nacht werde ich von seinem Gesicht träumen, werde es mir vorstellen, wenn ich den Wein einschenke oder den Apfelsaft oder die Kopfschmerztablette hole oder die Spucktüte. Und plötzlich vergesse ich sein Gesicht. Dann ist er verschwunden. Ich vergesse ihn. Wer ist Miguel. Es fällt mir auf der Tanzfläche wieder ein. Miguels Gesicht. Wenn ich die Augen schließe. Mich an Miguel lehne. Mich führen lasse.
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