Herr Ozgüc, Musiklehrer an der Stadtteilschule, bereitet sich für die nächste Schulstunde vor.
Da, gegen Ende der großen Pause, kommt Timur zu ihm in die Instrumentenkammer. Bittet um ein Tamburin. Leihweise. Er ist doch in der Förderklasse Musik, warum kommt er zu ihm, nicht zu seinem Lehrer?
Die Tamburine sind abgezählt, 12 Stück. Es darf keines fehlen.
Timur schaut ihn stumm mit großen Augen an.
Stimmt es, was man sich von ihm erzählt?
Der »nimm mich doch« - Blick.
Herrn Osgüc fällt ein, dass doch ein Tamburin infrage käme - das private einer Lehrerin, die schon seit Jahren fort ist. Nie abgeholt! Sogar ein besonders schönes ... »warte, Timur!«
Ist in Seidenpapier eingewickelt. »Bring es aber bald wieder!«
Timur nimmt das Tamburin entgegen. Sagt kein Wort. Schaut Herrn Ozgüc mit großen Augen an.
Der gibt ihm einen Kuss ... auf den Mund ... und wie Timur ihm sogar ein wenig entgegenkommt.
Es klingelt. Timur geht.
Herr Ozgüc hört, wie sich das Klassenzimmer füllt.
Er muss sich an eine Jugendliebe erinnern. Er war 14, sie 12. Er hat nie ein Wort zu ihr gesagt. Geschweige denn sie geküsst.
Er fühlt sich nicht recht vorbereitet. Seine Klasse besteht fast nur aus Mädchen.
Die sich gern den Spaß erlauben, auf seine Hose zu starren.
Und dass Timur bei ihm war, müssen sie auch bemerkt haben.
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