»Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ist linguistische Ableitungstechnik, um in uns das Bild einer Rose zu konstituieren, ihre Erscheinung, ihre Farbe, ihren Duft, ihr Blühen und Welken. Die Dauer der Tautologie lässt uns Zeit, über das Reizwort hinaus uns ein umfassenderes inneres Bild zu machen als das, was wir gemeinhin mit den vier Buchstaben Rose als Verständigungsmittel und Kürzel benennen.« (Szeemann 1981, S. 38) Das Wiederholen würde also sozusagen dem Einbläuen der Rose bei den Leserinnen und Lesern dienen, ähnlich wie wenn Schulkinder zum hundertfachen Schreiben von Sätzen wie »Ich soll im Unterricht nicht herumhopsen« angehalten werden. Je öfter die sprachlichen Zeichen in Erscheinung treten und von den Leserinnen nachvollzogen werden, desto »umfassender« würde das entsprechende »innere Bild« werden, das die Leserinnen sich von dem bezeichneten Gegenstand machen - so wie auch die Schulkinder sich, einer autoritären Pädagogik zufolge, durch wiederholtes Schreiben ein deutlicheres Bild vom verbotenen Herumhopsen bzw. von dessen nachteiligen Konsequenzen machen. Das Verwenden von Zeichen und deren Wiederholung dienten, solchen Interpretationen zufolge, also einer Magie des vergegenwärtigenden Beschwörens, des Herbeizauberns:Je öfter ein Zeichen, auch wenn es vom bezeichneten Ding weit entfernt sein mag, wiederholt wird, desto näher käme man (wenigstens über das »innere Bild«) diesem Bezeichneten. Die Lustquelle der Wiederholung läge demnach im Gewinn des Bildes.
Robert Pfaller: Die Illusionen der anderen, S. 205
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