Ich habe immer wieder in meinem Leben Redefreundschaften. Das sind Freunde, mit denen ich eigentlich nichts besonderes mache, keine Ausflüge, keine Kneipentouren, nichts von dem, was Männer so untereinander machen, oder Männer und Frauen. Man besucht sich gegenseitig, trinkt je nach Tageszeit, Freizeit und Kassenlage Tee, Bier, Wein zusammen, und redet. Man erzählt sich aus seinem Leben, kommentiert anderes Leben, versetzt sich teilweise ineinander hinein. Man redet über die Stabilität von Währungen, Arbeitslose, Ost und Fern-Ost Politik, über Frauen und ihren Mösensaft, über Männer und ihr Sperma, über Kandinsky und Kokoschka und Arno Schmidt, über Pickel am Arsch und Spaghettirezepete. Man raucht vielleicht einen joint zusammen, oder betrinkt sich mal zusammen, man isst was, geht zum Döner oder zur Pizaa um die Ecke. Man versichert sich und den anderen vor der Rhetorik. Mein Rede-Rekord waren 22 Stunden am Stück, nur durch gelegentliche Scheiss- und Piss-Pausen unterbrochen.
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