Wer schert sich heute darum, daß unser Jahrhundert in seinem Denken, Fühlen, Streben, in seinen materiellen, politischen, künstlerischen Verhältnissen, in seinem ganzen Sein eben doch ein anderes ist, als das fünfzehnte und sechzehnte? Getrost wird das Alte auf das Neue geklebt, und der biedere Wohnungsausstatter hält es womöglich noch für ein Kompliment für seine Behausung, wenn sie „altdeutsch“ ist. Und doch ist sie dann unsinnig und verlogen und deßhalb stillos, so gut sie die einzelnen Wörtlein der todten Sprache auswendig gelernt haben mag, ja, um so stilloser, je besser sie das gethan hat. Denn was vielleicht trefflicher Ausdruck für eine Wohnung des 16. Jahrhunderts war, kann es gerade deßhalb nicht mehr für eine solche des 19. Jahrhunderts sein.
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