Der kalifornische Künstler Jason Rhoades ist vor wenigen Tagen verstorben. Die Bürger Nürnbergs, erführen sie je davon, sie würden diese Nachricht sicherlich mit einem zufriedenen Kopfnicken quittieren und an die große Kunsthallenkontroverse des Jahres 1998 zurückdenken. Diese hatte vordergründig eine Ausstellung des mittlerweile frisch Verstorbenen zum Gegenstand, ihrem Wesen nach drehte sie sich aber ganz grundsätzlich wohl eher um die Frage, ob die Stadtkasse einen Ausstellungsbetrieb subventionieren solle, der mit dem so erschlichenen teuren Steuergeld der Bürger nichts besseres anzufangen weiß, als nichtsnutzige Artisten von fernen Kontinenten einfliegen zu lassen, die sich, einmal in Besitz ihres Honorars gesetzt, offenbar unverhohlenerweise darin genügen, auf ganz und gar nicht altmeisterliche Art Pizzaschachteln, Kabel und anderen Müll möglichst publikumswirksam im Hause mit Getöse umherzuwerfen.
Anders gesagt, der Bürgersinn der Nürnberger ist ganz und gar erstaunlich. Man sah dies auch wieder vor wenigen Wochen, als ein anderer Meistro unbekannter Art den »schönen Brunnen« auf dem Hauptmarkte mit einer sich kühn und sinnlos windenden Großplastik aus Hartschalensitzen - wie sie in Fußballstadien üblich sind - umgürtete, und so die Leserbriefseiten der lokalen Tageszeitungen kunstvoll zum Überschäumen brachte. In diesem Zusammenhang darf aber auch das sog. »große Rasenstück« von vor einigen Jahren nicht vergessen werden, eine in ihrer flächenmäßigen Ausdehnung nur geringfügig unter Fußballfeldgröße rangierende Ansammlung von Plastikhasen, zu Ehren Albrecht Dürers an exponierter Stelle ausgestellt und wochen-, nein monatelang dort belassen. Seltsamerweise hielt sich hier aber der Bürgerzorn in Grenzen. Albrecht Dürer, größter Sohn der Stadt, hielt immerhin schützend seine Hand über jene Unternehmung.
Ach, wäre ich doch Künstler, ich wüßte schon, wie ich den Nürnbergern zu leibe rücken würde! Das Lachen, ja, sogar ihr schmähliches Gemecker würde ihnen vergehen, ihnen im Halse stecken bleiben, denn ich würde Dinge ins Werk setzen, denen gegenüber die Usancen der zeitgenössischen Kunst geradezu vor offensichtlicher Sinnhaftigkeit strotzen!
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