Es war ein langer, heißer Sommer gewesen. Aus der Wasserfläche war ein großes Schlammfeld geworden. Nur wenige kleine Pfützen erinnerten noch an das normale Aussehen des Tümpels.
Hans und Anna machte das nichts aus. Sie hatten sich dennoch ihre Badesachen angezogen und liefen vergnügt durch den Knietiefen Schlamm. Manchmal legten sich sich hinein und taten so, als ob sie schwämmen, dann wieder veranstalteten sie eine Schlammschlacht, bei der sie sich mit größtem Vergnügen gegenseitig mit Schlamm bewarfen.
Doch plötzlich schrie Anna auf: »Mich hat etwas am Fuß gepackt!« Und heftig dagegen ankämpfend begann sie, im Schlamm zu versinken. Hans rannte zu iht und versuchte, sie hochzuziehen, aber seine Kraft reichte nicht aus.
Dann rannte er, so schnell es der Schlamm eben zuließ, ans Ufer. »Du Schuft!« rief Anna ihm hinterher. Aber sie täuschte sich: Hans wollte keinesfalls abhauen. Am Ufer angekommen, suchte er sich einen Stock, den er mit seinem Taschenmesser rasch anspitze. Dann kämpfte er sich so schnell er kannte, zurück zu Anna, der der Schlamm inzwischen bis knapp unter der Nase stand. Dort angekommen, stieß er den Stock mehrmals fest in den Schlamm um Anna herum. Beim fünften Stoß lockerte sich der Griff, so dass Anna entkommen konnte. So schnell es der Sclamm nur zuließ, rannten sie zurück zum Ufer, während hinter ihnen erst ein das schmatzende Geräusch von bewegten Schlammmassen, und dann ein furchterregendes Brüllen zu hören war.
Am Ufer angekommen blickten sie zurück und sahen die Quelle des Gebrülls: Dort stand ein riesiges Schlammmonster, dem der Sock im linken Auge steckte. Das Monster versuchte offenbar, sie zu verfolgen, aber es konnte sich offenbar nur äußerst langsam bewegen. Dennoch rannten Hans und Anna sicherheitshalber so schnell wie möglich weg vom schlammigen Tümpel.
Im Ort angekommen, erzählten sie sofort von ihrem Erlebnis. Aber niemand glaubte ihnen. Ein paar Dorfbewohner liefen zum Tümpel, um selbst nachzusehen, konnten aber kein Schlammmonster entdecken. Man war sich im Dorf nicht ganz einig, ob sich Hans und Anna die Geschichte nur ausgedacht hatten, oder ob hier eine behandlungsbedürftige psychische Störung vorliegen könnte. Schließlich kam man überein, das Ganze als Fantasiegeschichte abzutun.
Allerdings verschwanden in den kommenden Wochen mehrere Dorfbewohner spurlos. Die Umstände ihres Verschwindens konnten nie aufgeklärt werden.
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