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Die Leiche schrieb am 24.5. 2011 um 22:09:37 Uhr über

Schömberg

Schömberg, durch seine bisherigen Erfahrungen mit seinem Camping-Bus auch widrigen Witterungsumständen die Stirne zu bieten gesinnt, war trotz der Warnungen vor Starkschnellfall in den Thüringer Wald hineingefahren. Er rechnete sich aus, durch das enge, schmale Tal, daß er gewählt hatte, schnell genug auf den Paß des Rennsteiges zu kommen und von dort auf die stets geräumten Bundesstrassen. Doch schon bald setzte ein dichtes Schneetreiben ein, daß den Tag vorzeitig zu einer Art weissen Nacht werden lies. Unglaublich rasch bildete sich eine geschlossene Schneedecke, die das Vorankommen selbst noch im Tal bereits beträchtlich erschwerte. Und als Schömberg dann vor der Auffahrt zur Paßhöhe ankam, mußte er sofort feststellen, daß hier »Pumpe war«. Er setzte quälend langsam zurück - die Heckachse des frontgetriebenen VW-Busses scherte immer wieder aus. Als er wieder einmal anhielt, um durchzuatmen und in Ruhe durch das Schneetreiben nach einer Möglichkeit zum wenden zu spähen, entdeckte er einen freien, gut zugänglichen Platz, der den Windschutz eines großen, alten Fachwerkgebäudes genoß - ein ehemaliges Hotel oder Ferienheim, dessen Vergammelung durch eine erzsolide Bausubstanz offenbar nur langsam vonstatten ging. An seiner Windabgewandten Seite war sogar noch ein größerer Fleck dunkelen Pflasters zu erkennen. Kurz entschlossen lenkte Schömberg seinen Bus dorthin. Er empfand eine ungeheuere Erleichterung, als er den Motor ausschaltete. Fast behaglich fühlte er sich im Windschatten des Gebäudes, an daß er bis auf etwa 2 m heranrangiert hatte. Er löste den Sicherheitsgurt, löschte die Scheinwerfer und schaltete die Standheizung ein. Dann drehte er sich eine Zigarette - mit erstaunlich ruhiger Hand. Er fühlte sich ganz Herr der Lage in diesem Augenblick. Problemlos würde er hier an seinem geschützten Plätzchen abwettern können. Schnell aktzeptierte er den Gedanken, hier die Nacht verbringen zu müssen. Als er die Zigarette ausgeraucht hatte, versuchte er, mit seinem Surfstick ins Internet zu kommen - die Wetterlage zu checken. Doch in diesem tiefen Taleinschnitt abseits jeder größeren Ortschaft und bei dem sich immer weiter steigernden Schneetreiben war natürlich kein Empfang zu bekommen. Selbst das Autoradio gab nur Krächzen und Rauschen von sich.


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