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Viktor schrieb am 21.10. 2001 um 23:14:17 Uhr über

Augustinus

a. Wort und Begriff vor A.

Zur Ableitung der Worte d. und discipulus von einem Verbum *discipere cf. Walde-Hofmann [1].
Volksetymologisch werden sie aber schon seit Plautus (z.B. Pseudolus 1274) auf discere
zurückgeführt [2], was den weiten Bedeutungsumfang des Wortes d. bestimmte. Dieser ist so
umfassend, daß eine Gliederung in Einzelbedeutungen nicht leicht möglich ist, zumal diese vielfach
ineinander übergehen. Jedoch bieten außer Gudemans TLL-Art. die Arbeiten von Marrou (doctrina),
Altevogt, Mauch, Dürig, Leclercq, Morel und Geerlings einen Überblick über die Art der
Verwendung (cf. Bibliographie). - Da in der römischen Familie der Vater kraft der patria potestas
uneingeschränkte Gewalt hatte, den Sohn verkaufen und töten konnte nach Burck [3], Kaser [4] und
Voci [5], bestand die d. domestica oder familiaris in unbedingtem Gehorsam [6]. Im Prinzipat wird
freilich die patria potestas immer mehr eingeschränkt und gerät schließlich außer Anwendung; cf.
Cod. Theod. 9,14,1 (= Iust. 9,16,7) [7]. Die Befehlsgewalt des Vaters ging im Kriegsdienst, der sakral
aufgefaßt wurde (/ sacramentum), auf den Feldherrn über, dem der Soldat als dem Vertreter der
Götter zu gehorchen hatte [8]. Diese d. militaris war somit Entsprechung zum Begriff / imperium
[9]. Sie ist Gegenstück zur d. domestica und gilt als Fundament des römischen Reiches [10]. Hadrian
erhob sie zur Göttin [11] und ließ sie auf Münzen darstellen [12]. Die Wahrung des Friedens und der
öffentlichen Ordnung wurde seit Tacitus als d. publica bezeichnet [13]. Bei dem Einzelmenschen
bezeichnet d. die Selbstkontrolle und kann alle Tugendwerte einschließen, Cicero faßt aber fortitudo
und pietas nicht unter diesen Begriff [14]. - Wie als erste die d. Etrusca sowohl den Lehrgegenstand,
die Haruspizin, wie dessen Anwendung umfaßte, so konnte auch d. militaris sowohl die
Kriegskunst wie ihre Anwendung beinhalten [15]. Abgesehen von der d. Etrusca konnten aber für
alle andern Lehrgegenstände, für deren Unterricht und praktische Anwendung [16] statt d. auch
Synonyme eintreten [17]. Vor allem sind es / ars und / doctrina; sowohl ars [18] wie doctrina [19]
gleichen sich so an d. an, daß Unterschiede in diesem Bereich verschwinden. In seltenen Fällen
allerdings kann der Autor einen Unterschied machen zwischen doctrina als philosophischem System
und d. als der daraus folgenden Lebensweise, so z.B. Cicero [20] oder Ausonius [21]. - Unter dem
Einfluß des - Begriffes wird d. stärker im Sinne von µ aufgefaßt [22]. Schon im 1. Jh. vor Christus gab
es die 7 µ µ [23], für die Cicero verschiedene Übersetzungsmöglichkeiten hat [24]: doctrinae, artes
und d. Es bestand dabei die Tendenz, auch andere Wissenszweige mit in diesem Kreis zu nehmen
und durch sie zur Philosophie hinzuführen [25]. So war auch der älteste Zyklus in den IX libri
disciplinarum des M. Terentius Varro ausgerichtet [26], der außer den später übernommenen 7 artes
noch Medizin und Architektur umfaßte [27]. Die Ansichten, daß er anstelle der Astronomie die
Philosophie im Zyklus gehabt hätte [28] oder daß er die Arithmetik in der Geometrie oder der
Astronomie mitbehandelt hätte und dafür die Philosophie als 7. d. einsetzt hätte [29], sind kaum zu
begründen: sie gehen wohl auf Ver- gleich mit dem Zyklus des A. zurück. Dessen Zyklus ist zwar
neuplatonisch gefärbt, und es fällt auf, daß Varro in diesem Zusammenhang nicht erwähnt wird,
aber der Versuch, Porphyrius anstelle Varros als Quelle anzusetzen, dürfte kaum allgemeine
Anerkennung finden [30]. Es ist kaum anzunehmen, daß Varros Riesenwerk dem A. noch
zugänglich war; man benutzte damals Handbücher [31]. Zur Unterteilung in trivium und
quadrivium am Ende der Antike cf. Fuchs [32]. - Auch von Christen wird d. für gebraucht im
allgemeinen Sinne [33] wie für den Bildungsbegriff, der vor allem in den Tm-Briefen und bei
Clemens Romanus [34] erkennbar ist, dessen lateinischer Übersetzer jedoch doctrina benutzt. Eine
Sinneserweiterung aber hatten und durch LXX als Übersetzung von hebr. j sar und m s r (Warnung,
Züchtigung) erfahren. Damit erhielten die griechischen Vokabeln eine neue, ihnen ursprünglich
fremde Bedeutung [35], die der alten Verwendung von d. nicht fern lag. Hieronymus übt aber bei
der Übersetzung von im AT durch d. eine gewisse Zurückhaltung [36]; im NT sind nach Marrou [37]
von 7 Stellen fünf in dem alttestamentlichen Sinne zu verstehen. Das Wort findet sich nun häufig in
der patristischen Literatur sowohl in der neuen wie in den alten Verwendungsweisen. Für
Tertullian zählt Morel [38] 320 Stellen und sieht darin einen Beweis für die entstehende christliche
Sprache. d. kann hier das ganze christliche Wesen bezeichnen, wird aber auch in Gegenüberstellung
zur regula fidei auf Lebenszucht bzw. Vorschriften der Kirche eingeschränkt. Während die regula
fidei unabänderlich ist, kann d. den jeweiligen Gegebenheiten angepaßt werden [39], auch ein
einzelnes Gebot kann d. genannt werden [40]. Im Unterschied zu Cicero kann d. von nun an auf jede
Tugend bezogen werden [41]. Wie Tertullian benutzt Cyprian das Wort vorwiegend in moralischem
Sinne, für den christlichen Glauben überhaupt gebraucht er den Ausdruck ecclesiastica d. [42]. d. für
sich allein gilt ihm auch als Bewahrerin des Glaubens und steht wie bei Tertullian nach fides an
zweiter Stelle [43], sie entspricht gelegentlich dem Begriff der / traditio [44]. Wie dem römischen
Imperator muß der Gläubige Christus gehorchen [45]. Für Ambrosius ist - was missionarisch von
Bedeutung ist - d. die Vorläuferin des Glaubens [46], die d. virtutum führt zu geistiger Freiheit [47].
Er übernimmt die römischen Tugenden und prägt den Begriff der virtutes cardinales [48]; in seinen
Briefen sind d. und virtutes gleichbedeutend [49]. Anläßlich der Affäre von Callinicum betont er den
höheren Wert der Religion vor der d. des Staates [50].


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