Gaby war mit Sonja am Wochenende auf den Reiterhof gefahren. Der Reiterhof gehört Bekannten von Sonjas Eltern. Die beiden wollten am Samstag und Sonntag mal wieder richtig ausreiten. Sie hatten die Pferde gesattelt und waren bereit loszureiten. Gaby hatte sich ihre schwarzen Gummireitstiefel angezogen. Sonjas Füsse steckten in massgeschneiderten, braunen Lederreitstiefeln. Sonja fuhr einmal im Jahr mit ihren Eltern nach Mailand um sich mit der neusten Reitmode einzudecken. »Eigentlich ganz schön bescheuert, solch teure Stiefel zum Reiten anzuziehen«, dachte sich Gaby - beschloss aber nichts zu sagen, da Sonja bei diesem Thema leicht eingeschnappt reagiert.
»Hüah!« riefen beide und ritten vom Hof. Das Gelände war beiden ziemlich unbekannt. Sonja war zwar schon einmal hier gewesen, doch das war auch schon wieder ein paar Jahre her. Sie waren schon eine ganze Weile durch den Wald geritten, als sie plötzlich an einen Steg kamen. Der Steg war aus Holz, relativ schmal, ungefähr 50 Meter lang und führte in etwa 50 cm Höhe über ein Sumpfgebiet. »Da müssen wir wohl rüber«, sagte Sonja. »Ich sehe keine Möglichkeit bei diesen Büschen und Pflanzen um den Sumpf zu reiten«. »Da hast Du recht«, entgegnete Gaby. »Wir steigen ab und nehmen die Pferde am Zügel. Reiten ist zu gefährlich auf diesem schmalen Steg«. Gaby stieg ab, nahm die Zügel in die Hand und ging langsam über den Steg. Sonja folgte ihr vorsichtig. Etwa in der Mitte des Steges scheute plötzlich Sonjas Pferd. Sonja verlor ihr Gleichgewicht und fiel vom Steg in den Schlamm. Sie konnte sich noch fangen, so dass sie mit den Füssen nach unten landete. Sie versank in ihren teuren Lederstiefeln bis fast zum oberen Schaftrand. »Sch....., meine teueren Stiefel«, rief Sonja. »Warte, ich bringe zuerst mein Pferd ans andere Ende und hole dann deins«, sagte Gaby.
Gaby lief mit ihrem Pferd ans Ende des Stegs und band es an einem Baum fest. Dann lief sie zurück um Sonjas Pferd zu holen. Nachdem sie Sonjas Pferd beruhigt hatte, brachte sie es zu ihrem Pferd und band es ebenfalls fest.»Wie kommst Du da nur wieder raus?« fragte Gaby als sie wieder bei Sonja war. Sonja hatte versucht sich aus dem Schlamm zu befreien und war durch die Bewegungen bis zum oberen Schaftrand eingesunken. »Du musst versuchen dich zu drehen, damit du dich am Steg hochziehen kannst«, schlug Gaby vor. »Das geht wahrscheinlich nicht, denn ich kann meine Stiefel nicht rausziehen ohne dass ich noch mehr einsinke«, erwiderte Sonja. »Dann versuch aus deinen Stiefeln zu schlüpfen und wir versuchen anschliessend die Stiefel von Hand rauszuholen«, sagte Gaby. »Das geht nicht. Meine Stiefel sind über den Rist gebunden und ich habe so fest angezogen, dass ich nicht rausschlüpfen kann«, bemerkte Sonja.
»Ich komme zu dir runter, vielleicht kann ich dir ja so helfen«, sagte Gaby und liess sich langsam vom Steg gleiten. Da sie so vorsichtig auftrat, versank sie in ihren schwarzen Gummireitstiefeln nur gerade bis zu den Knöcheln. »Ich fasse dir nun von oben in den rechten Stiefel und versuche dich so rauszuziehen«, erklärte Gaby. »Versuchen können wir es ja. Aber ich glaube nicht, dass das funktioniert«, entgegnete Sonja resigniert. »Ich spüre schon, wie mir eine undefinierbare Flüssigkeit bei den Schuhbändeln in die Stiefel läuft und ich darf gar nicht daran denken, was das ist und wie meine edlen Stiefel nachher aussehen werden«, jammerte Sonja. »Dieses Problem habe ich halt nicht mit meinen 'ordinären' Gummistiefeln«, erwiderte Gaby fast ein bisschen schadenfreudig. Gaby bückte sich und krallte ihre Finger in das weiche Leder von Sonjas Reitstiefel. Mit aller Kraft riss sie an dem rechten Schaft, doch dieser bewegte sich nur wenige Millimeter. Durch Gabys ziehen wurde der Druck auf ihre Beine immer grösser und auch sie versank immer mehr im Schlamm. Durch ihre Bemühungen bemerkte sie gar nicht, dass ihr der Schlamm auch schon fast bis an den oberen Schaftrand reichte. Sonja war mit ihren Gedanken ganz bei ihren ruinierten Lederstiefeln und es fiel auch ihr nicht auf, dass Gaby immer tiefer in den Schlamm geriet.
»Mist, jetzt läuft mir dann die zähe Masse oben in die Stiefel«! rief Gaby plötzlich. Sofort liess sie Sonjas Stiefel los und versuchte sich selbst wieder zu befreien. Sie hielt sich mit beiden Händen am Steg fest und versuchte sich raufzuziehen. Das linke Bein liess sich mit Stiefel langsam aus dem Schlamm ziehen. Vom glänzenden schwarz war nicht mehr viel zu sehen. Eine braune Schicht hatte den Stiefel überzogen. Weiter unten musste der Schlamm ziemlich flüssig sein denn braune Tropfen liefen am Stiefel runter und fielen zurück in den Schlamm. Der rechte Stiefel klebte so fest im Schlamm, das es Gaby nur das Bein aus dem Stiefel zog. Sie versuchte sich mit ihren Zehen im Stiefel festzuhalten was ihr aber nicht gelang. »Jetzt bleibt auch noch der eine Stiefel stecken«, murrte Gaby vor sich her. »Das wäre jetzt nicht passiert, wenn du deine Stiefel binden könntest«, konterte nun Sonja. »Dann wäre ich jetzt wahrscheinlich in der gleichen Lage wie du«, gab Gaby zurück. Sie legte sich mit dem Bauch auf den Steg und versuchte mit den Händen den rechten Stiefel rauszuziehen. »Ich habe zu kurze Arme, ich kriege den Schaft nicht richtig zu fassen«, stellte Gaby fest. Sonja stand mittlerweile bis zu den Knien im Schlamm. »So ein Mist. Das wird immer ekliger in meinen Stiefeln«, murrte Sonja. »Ich werde zum Hof zurück reiten und Hilfe holen«, sagte Gaby, »alleine schaffen wir das nicht. «Ist gut. Aber beeile dich. Ich möchte hier nicht zu lange schmoren".
Gaby lief zu ihrem Pferd und schwang sich in den Sattel. Es ging nicht lange und durch ihre verschmierten Stiefel und Hosen waren der Sattel und das Pferd ebenfalls schlammverschmiert. Mit dem rechten Fuss stand sie barfuss in den Steigbügeln und hatte Mühe, sich auf dem Pferd zu halten. Weil sie den ganzen Weg galoppierte dauerte es nicht lange bis sie zum Reiterhof zurückkam. Sie schaute in jedes Gebäude, konnte aber niemanden finden. »Was mach ich jetzt bloss«, dachte sie. Zuerst zog sie ihren linken Reitstiefel auch noch aus und schlüpfte dann mit ihren schmutzigen Füssen in ihre grünen Gummistiefel, die sie immer für die Stallarbeit dabei hatte. Sie packte ein Seil und ein Brett ein. In der Stiefelkammer packte sie noch ein Paar Stiefel für Sonja ein. Nachdem sie alles auf dem Pferd festgemacht hatte, galoppierte sie wieder in Richtung Sumpfgebiet. Ihre grünen Gummistiefel waren auf der Schenkelinnenseite vom dreckigen Sattel und Pferd ebenfalls sofort schlammverschmiert. Als Sonja sie kommen sah rief sie: »Wo sind denn die Anderen?« »Es war niemand auf dem Hof. Wir müssen uns selbst helfen«, erwiderte Gaby. Sie band ihr Pferd wieder am Baum fest und ging dann zu Sonja, die mittlerweile noch weiter eingesunken war. Gaby warf das Brett neben Sonja in den Sumpf und kletterte vom Steg zu Sonja hinunter. »Was machen wir nun?« fragte Gaby. »Meine Stiefel haben innen 2 Laschen an denen ich die Stiefel beim Anziehen halten kann. Wenn es uns gelingt, das Seil durch diese Laschen zu ziehen kannst du mich vielleicht rausziehen«, schlug Sonja vor.Gesagt - getan. Sie gruben mit den Händen bis sie zum oberen Schaftrand des linken Stiefels kamen. Es war mühsam, da der Schlamm immer wieder zurücklief. Sonja gelang es schliesslich das eine Ende des Seils durch eine Lasche zu führen. Gaby machte einen Knoten und kletterte zurück auf den Steg. Mit aller Kraft begann sie am Seil zu ziehen. Ganz langsam kam Sonjas Bein mit dem Stiefel aus dem Schlamm. »Sieh dir nur meine Stiefel an«, jammerte Sonja »die kann ich ja nie mehr anziehen«. »Sei froh, dass du nicht hier übernachten musst. Du musst dir eben neue Stiefel kaufen«, fauchte Gaby zurück.
Als Sonja ganz befreit war, stand sie mit dem Stiefel auf das Brett. Gaby stieg wieder in den Sumpf hinunter. Da sie aber vom Brett aus Sonjas zweiten Stiefel nicht gut ausgraben konnte, stellte sie sich vorsichtig auf den Schlamm und begann zu graben. Dabei sanken ihre Stiefel natürlich auch wieder ein. »Jetzt muss ich dann auch mich wieder ausbuddeln. Meinen zweiten Reitstiefel muss ich dann auch noch rausholen. Wo steckt der denn überhaupt?« »Hier müsste er irgendwo stecken. Der Schlamm hat aber wahrscheinlich den Schaft schon ganz zusammengedrückt. Hier! Ich hab ihn. Damit wir den Stiefel nicht wieder verlieren stecke ich einen Ast als Markierung hinein«. Auch bei Sonjas zweitem Stiefel gelang es ihnen das Seil durch die Lasche zu ziehen und das Seil zu befestigen. Nur mit grösster Anstrengung konnte Gaby ihre Stiefel wieder aus dem Schlamm ziehen und auf den Steg zurück klettern.Sie zog wieder mit aller Kraft am Seil. Sonjas rechtes Bein kam langsam wieder zum Vorschein. Plötzlich gab es einen Ruck und Gaby fiel rückwärts vom Steg auf die andere Seite in den Schlamm. Die Lasche war gerissen. »Auch das noch ... sieh dir mal an wie ich aussehe«; Gaby sass mit dem Seil in der Hand im Schlamm. Sie versuchte aufzustehen. Ihre Hände versanken allerdings im Schlamm, als sie sich aufstützen wollte. Beim nächsten Versuch hielt sie sich mit ihren Händen an den Knien fest und probierte sich so aufzurichten. Durch den Druck auf die Beine versank sie aber mit ihren Gummistiefeln bis über den Schaftrand.
»Ich hoffe, dass ich hier wieder raus komme - sonst sitzen wir dann beide fest«, sagte Gaby nachdenklich. Zum Glück war sie nicht so weit nach hinten gefallen, sodass sie den Steg mit den Händen erreichen konnte. Langsam versuchte sie sich auf den Steg zu ziehen. Sie spürte, wie ihre Beine aus den Stiefeln glitten weil der Schlamm so zäh war. Vorsichtig rutschte sie zurück in die Gummistiefel. Sie versuchte mit den Zehen die Stiefel festzuhalten und zog sich nochmals langsam auf den Steg. Diesmal schaffte sie es - ihre Beine rutschten nicht aus den Stiefeln. Sie war von den Knien abwärts dermassen mit Schlamm verschmiert, dass man nicht einmal mehr sah wo ihre ehemals grünen Gummistiefel beginnen. Gaby warf Sonja das Seil nochmals zu. Sonja befestigte es an der zweiten Lasche. »Du musst sehr vorsichtig sein. Wenn diese Lasche auch noch reisst, müssen wir uns zuerst was Neues ausdenken«, mahnte Sonja. Gaby zog mit ganzer Kraft aber sehr gleichmässig am Seil und bald war auch Sonjas zweites Bein draussen. Sie bemitleidete sich nochmals wegen ihren ruinierten Reitstiefeln und stieg anschliessend auf den Steg. »So, jetzt muss ich noch meinen zweiten Reitstiefel rausholen und dann können wir nach Hause um uns erst einmal zu waschen«, sagte Gaby. Sie legte das Brett neben ihren versunkenen Reitstiefel und stieg wieder vom Steg. Zuerst buddelte sie bis der Schaftrand frei war. Danach krallte sie sich im Gummi fest und zog mit aller Kraft. Ganz langsam wurde der Stiefel immer mehr sichtbar. Als sie ihn ganz draussen hatte erinnerte sie der Stiefel eher an einen Schlammklumpen.
Gaby und Sonja ritten zurück und verbrachten den Rest des Tages mit 'Schlammschrubben'. Sonjas Lederreitstiefel waren tatsächlich ruiniert. Beim Ausritt am Sonntag hatte dann auch sie ihre Gummireitstiefel an ...
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