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prochild schrieb am 14.2. 2005 um 14:39:32 Uhr über

Panizza

»Die Deutschen Thesen gegen den Papst«, in verschiedenen Fassungen heraus gekommen, und als sein bekanntestes Werk: »Das Liebeskonzil - Eine Himmelstragödie in fünf Aufzügen« sind im ersten Fall krude, im zweiten köstlich-krasse Attacken Oskar Panizzas gegen das Christentum. Wie in der Kaiserzeit nicht unüblich, hat er dafür sogar im Gefängnis gesessen und ist daran letztlich zerbrochen.

aus den Projekt Gutenberg - Eintrag:

(Leopold Hermann) Oskar Panizza
(auch: Sven Heidenstamm, Jules Saint-Froid, Sarcasticus)
Portrait: (Leopold Hermann) Oskar Panizza

Geboren am 12.11.1853 in Kissingen; gestorben am 28.9.1921 in Bayreuth.

Panizzas Vater war ein überzeugter Katholik, der es vom Kellner zum Besitzer mehrerer Hotels gebracht hatte; seine Mutter, einer Hugenottenfamilie entstammend, verfaßte protestantische Erbauungs- und Eifererschriften und setzte nach dem frühen Tod des Vaters (1855) ihren bigotten Pietismus zielstrebig durch.

Panizza besuchte die Gymnasien in Schweinfurt und München mit geringem Erfolg; erst nach Kaufmannslehre und Militärdienst machte er im Alter von 24 Jahren das Abitur. Anschließend studierte er Medizin, promovierte 1880 summa cum laude und wurde 1881 Assistenzarzt. Während eines beruflichen Aufenthaltes in Paris erweiterte er seine Kenntnisse der französischen Literatur und des Theaters. 1882 trat er die Stelle eines vierten Assistenzarztes an der Oberbayrischen Kreis-Irrenanstalt in München an, kündigte aber schon 1884 wieder, um seinen literarischen Neigungen zu leben. Die Schriftstellerei benutzte er als Therapie gegen seine psychische Labilität. Innerhalb der Münchner Boheme pflegte er vor allem Kontakte zu Michael Georg Conrad. Seit etwa 1890 widmete er sich verstärkt der Prosa und der polemisch zugespitzten kleinen Form. Seine Provokationen von Kirche und Staat erreichten mit der »Himmels-Tragödie« Das Liebeskonzil ihren Höhepunkt, das Stück wurde verboten, Panizza erhielt 1895 eine Gefängnisstrafe von einem Jahr. Nach Verbüßung der Strafe zog er 1896 nach Zürich und gründete dort einen eigenen Verlag zur Veröffentlichung seiner »Zürcher Diskußionen«, bissigen und hämischen Abrechnungen mit Staat, Kirche und Monarchie. 1898 wurde er als unerwünschter Ausländer aus der Schweiz ausgewiesen, er zog wieder nach Paris und veröffentlichte Parisjana. Deutsche Verse aus Paris. Die Schrift enthielt eine fundamentale Abrechnung mit dem deutschen Obrigkeitsstaat und persönliche Schmähungen Kaiser Wilhelm II., sie wurde konfisziert und sein Vermögen beschlagnahmt, so daß er 1901 nach Deutschland zurückkehren und sich der Justiz stellen mußte. Nach einem kurzen Gefängnisaufenthalt wurde er zur Beobachtung in die Psychiatrie eingeliefert, es wurde eine chronische Paranoia diagnostiziert, wodurch er wegen Unzurechnungsfähigkeit zwar keine Strafe erhielt, aber 1905 entmündigt wurde, nachdem er über Paris und Lausanne wieder in München gelandet war. Seit 1905 war er in psychiatrischen Anstalten in Bayreuth untergebracht.

Werke u.a.

* 1886 Düstre Lieder (Gedichte)
* 1887 Londoner Lieder (Gedichte)
* 1889 Legendäres und Fabelhaftes (Lyrik)
* 1890 Dämmerungsstücke (Grotesken)
* 1892 Aus dem Tagebuch eines Hundes (Erzählungen)
* 1893 Visionen (Grotesken)
* 1893 Die unbefleckte Empfängniß der Päpste
* 1894 Der heilige Staatsanwalt
* 1894 Das Liebeskonzil
* 1898 Nero (Tragödie)
* 1898 Psichopatia criminalis
* 1899 Parisjana. Deutsche Verse aus Paris

Im Projekt Gutenberg vorhanden:

* Abschied von München
* Das Liebeskonzil
* Das Verbrechen in Tavistock-Square
* Das Wachsfigurenkabinett
* Das Wirtshaus zur Dreifaltigkeit
* Der Goldregen
* Der Korsetten-Fritz
* Der operierte Jud'
* Der Stationsberg
* Die gelbe Kröte
* Die Kirche von Zinsblech
* Die Menschenfabrik
* Ein Kapitel aus der Pastoral-Medizin
* Ein kriminelles Geschlecht
* Ein skandalöser Fall
* Eine Mondgeschichte
* Eine Negergeschichte
* Indianer-Gedanken
* Stoßseufzer aus Bayreuth

Signatur: (Leopold Hermann) Oskar Panizza







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