Sozialismus der Milliardäre
Charity als Ersatz für Gerechtigkeit?
von Axel Weipert am 7. August 2010 Es ist ein keineswegs neues Phänomen, das in den letzten Tagen in der Medienlandschaft hohe Wellen schlug. Warren Buffett und Bill Gates wollen die Hälfte ihres Vermögens wohltätigen Zwecken zugute kommen lassen. Und nicht nur das: Auch andere sollen ihre prall gefüllten Schatullen für die Aktion „The Giving Pledge“ öffnen. Getreu dem Motto: ‚Tu Gutes und sprich darüber’ finden sich die mildtätigen Damen und Herren auch auf einer eigens eingerichteten Webseite wieder. Dort kann dann jeder von ihnen erzählen, warum er so ein herzensguter Mensch ist.
Diese Praxis, sich mit großzügig erscheinenden Spenden ein soziales Image zu kaufen, ist jedoch überaus fragwürdig. So entscheiden die Geber allein darüber, wem das Geld zugute kommt - und wem nicht. Das hat mit demokratischer Meinungsbildung über sinnvolle sozialpolitische Maßnahmen natürlich nichts zu tun. Man mag dabei an den SAP-Gründer Dietmar Hopp denken, dessen Mäzenatentum zu erheblichen Teilen hochbezahlten Fußballern der TSG 1899 Hoffenheim und anderen Profisportlern zugute kommt.
Aber das eigentliche Problem liegt woanders: Warum, so fragt man sich, können nicht einfach die Einkommens- und Vermögenssteuern entsprechend erhöht werden. Das träfe dann alle Reichen und Superreichen gleichermaßen und ohne die „nebenbei“ erwirtschaftete Imagedividende. Man muss ja vielleicht kein Marxist sein, um exorbitante Vermögen in privater Hand fragwürdig zu finden. Aber eines dürfte klar sein: Niemand ist allein in der Lage, derartige Werte im Alleingang zu schaffen. Und deshalb wäre es eigentlich eine Selbstverständlichkeit, diese Vermögen auch angemessen zur Finanzierung gesellschaftlicher Bedürfnisse heranzuziehen.
Allein, davon ist keine Spur. Die einen feiern sich selbst ob ihrer Großzügigkeit, und die anderen feiern einfach mit. Also Schwamm drüber, wie all das viele Geld in diese Hände gelangt ist. Und Schwamm drüber, dass die Schere zwischen arm und reich in den USA und hierzulande weiter auseinandergeht. So sind beispielsweise über 40 Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten von Lebensmittelmarken abhängig; vor vier Jahren waren es noch 14 Millionen weniger. Während es gleichzeitig 403 Dollar-Milliardäre gibt.
Was am Ende zählt, ist aber doch der gute Wille – und wer will diesen solcherart generösen Herren schon absprechen? Vom Gegenteil können uns auch hämische Kommentare jener Sorte nicht überzeugen: „Anscheinend sind die Aussichten, mehr Steuereinnahmen aus größeren Vermögen zu holen, etwas besser bei jenen Stiftungen, von denen die Steuerfahndung und die Öffentlichkeit Genaueres nur über geheimdienstlich erlangte CDs erfuhr.“
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