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Peter K. schrieb am 2.12. 2007 um 22:35:01 Uhr über

Gas

Das Gas hat den Fluch, daß die Atombombe zu spät geboren worden ist. Sonst hätte man garantiert die Juden, Zigeuner, Homosex- und Intellektuelle usw. auf irgendeine unwirtliche Insel am Polarkreis zusammengepfercht, auf der zuvor der SS-Obergruppenführer h.c. Staatsrat Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Heissenberg so eine Anlage installiert hätte, so ähnlich wie »Trinity«, und das hätte es auch dem Reichsheini und seinen knackichten Junx erspart, die fürchsterlichsten Grausamkeiten »von Hand zu Fuß« begehen zu müssen - siehe die berühmte Posener Rede. Was wäre dann passiert ?

Nun - ich nehme an, als allererstes hätte der Genosse Stalin darauf hingewiesen, daß es zwischen den Nazis und den Kommunisten doch viele historische Gemeinsamkeiten gäbe, und er selbst hätte die Gelegenheit sicher gerne genutzt, noch ein paar zehn- bis hunderttausend Juden (sämtlich Konterrevolutionäre, versteht sich), ähm, Genosse Hitler ... wenn Sie da vielleicht noch so ein Bömbchen übrig hätten für mich, ich würde auch gerne mal ... aber der Führer hätte wohl nicht mit sich spaßen lassen, und der Genosse Stalin hätte froh sein können, wenn die Grenzen des großdeutschen Reiches einen respektvollen Abstand von der Stadtgrenze Moskaus genommen hätten.

Winston Churchill wäre es zu wünschen gewesen, bei der Nachricht von dieser Explosion einem Herzschlag zu erlegen - denn er wäre wohl hinweggefegt worden von einer Woge pro(groß)deutscher Bewegung in Angesichts des Umstandes, daß ohne größere Bemühungen zur Geheimhaltung der Einsatz einer Atombombe als Fliegerbombe vorbreitet worden wäre, wohingegen man aus Los Alamos nur hätte sagen können: wir sind noch nicht soweit. Roosevelt hätte auch nur mit den Achseln zucken können, und zwischen Großbritannien und dem »verehrten Führer« Vermittung anbieten können - in der Hoffnung, daß der Führer wenigstens mit den damned japs keine nuklearen Schwierigkeiten machen würde. Eine Atombombe auf Hawai oder Frisco wäre schon verdammt Scheisse gewesen - oder ? Und wahrscheinlich hätte der Führer, der auf die Japse ja nie viel hielt, mit sich reden lassen. Die Großbriten wären sogar glimpflich davongekommen - der Führer hatte es ja von Anfang an gesagt, an dem Empire hatte er keinerlei Interesse, im Gegenteil. Er würde - atomar - sogar dafür garantieren.

Dort vor Göttingen, wo sich jetzt das »Tor zur Freiheit« erhebt, gäbe es wohl eine gigantische Statue (nach einem Modell von Arno Breker) als Krönung einer Gigantischen, von Albert Speer entworfenen Anlage, dem Großdeutschen Atomforum. Unter der Führung Himmlers und Rosenbergs, die sich dabei ständig unter dem Konferenztisch blaue Flecke an die Schienbeine treten würden, täte sich das großdeutsche Volkstum gen Osten ergossen haben, in riesige, Menschenleere Räume - die Entsorgung der Polen, Weissrussen pp hätte man den Sowjets aufs Auge gedrückt, als »part of the deal«. Im Zwangsumsiedeln waren die Kommunisten ja nie zimperlich. Und am Baikalsee soll es ja garnicht mal so übel sein, wie man liest. Sibirien wäre dann höchstwahrscheinlich heutezutage erschlossen, wie Osteuropa, und Peter K., dessen Vater ja immerhin Kriegsteilnehmer gewesen war, wäre heute vielleicht Gauleiter von Lemberg oder stellvertretender Abteilungsleiter im Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda.

Also haben wir eigentlich Grund genug, mit dem schlechten Ruf von »Gas« nicht allzusehr zu hadern.

»Ist die Weltgeschichte nun Zufall - oder barer UnsinnArno Schmidt


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