Im Mummelsee, im dunklen See,
Da blühn der Lilien viele,
Sie neigen sich, sie beugen sich,
Dem losen Wind zum Spiele;
Doch wenn die Nacht herniedersinkt,
Der volle Mond am Himmel blinkt,
Entsteigen sie dem Bade
Als Jungfern ans Gestade.
Es braußt der Wind, es saust das Rohr
Die Melodie zum Tanze;
Die Lilienmädchen schlingen sich
Als wie einem Kranze,
Und schweben leis umher im Kreis,
Gesichter weiß, Gewänder weiß,
Bis ihre bleichen Wangen
Mit zarter Röthe prangen.
Es braußt der Sturm, es saust das Rohr,
Es pfeift im Tannenwalde,
Die Wolken ziehn am Monde hin,
Die Schatten auf der Halde;
Und auf und ab, durchs nasse Gras,
Dreht sich der Reigen ohne Maaß,
Und immer lauter schwellen
Zum Ufer an die Wellen.
Da hebt ein Arm sich aus der Fluth,
Die Riesenfaust geballet.
Ein triefend Haupt dann schilfbekränzt,
Von langem Bart umwallet,
Und eine Donnerstimme schallt,
Daß im Gebirg es widerhallt:
„Zurück in eure Wogen,
Ihr Lilien ungezogen!“
Da stockt der Tanz, die Mädchen schrei’n
Und werden immer bläßer:
„Der Vater ruft! Puh! Morgenluft!
Zurück in das Gewässer!“
Die Nebel steigen aus dem Thal,
Es dämmert schon der Morgenstrahl,
Und Lilien schwanken wieder
Im Wasser auf und nieder.
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