Ich bin voriges Jahr mit meiner Freundin auf das jährlich stattfindende Lesben-Frühlingstreffen gestolpert. Gemeinsam ist ihr und mir, daß wir lesbisch leben und nicht von uns behaupten, lesbisch zu SEIN. Ich persönlich nehme es mit dieser Unterscheidung ziemlich genau. Na, jedenfalls war es das zu erwartende Bild: eine Menge Frauen von denen die überwiegende Mehrheit eine im Groben übereinstimmende Erscheinung haben; ein wirklich erstaunliches Phänomen. In vielen Zelten fanden Workshops statt, die sich mit Belangen der » reinrassigen Lesben « befaßten. An einem anderen Ort des Geschehens tanzten die Spirituellen gemeinsam einen Menstruationsreigen zu Ehren der großen Göttin. Und über allem schallte in Abständen die Durchsage einer Mitwirkenden, es werde dringend eine Helferin für eine > Andersbefähigte < gesucht. Ich hatte diesen Begriff noch nie gehört und meine erste Assoziation war, es müsse eine Hetera (fem.sprech für heterosexuelle Frau) gemeint sein. Nur das mir nicht einfiel, für was eine solche eine Helferin brauchen könnte. In einiger Entfernung machte ich einen Info-Stand für Andersbefähigt aus, den ich gleich ansteuerte um dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Die für Information abgestellte Frau hinter dem Stand klärte mich dann auf, daß mit Andersbefähigte unsere behinderten (lesbischen?) Mitbürgerinnen gemeint seien. Und blitzartig fiel mir wieder ein, warum ich mich vor Jahren aus dieser Szene verabschiedet habe.