MeinGeständnis.
Das Leben schreibt (schreit) nach Gerechtigkeit; ich selber darf sie täglich am eigenen Leib erfahren: Ich war ein Trainee, Abteilungsleiter, Verlagshausleiter, Regionalleiter, Anzeigenleiter, Geschäftsführer – Vorgesetzter, Chef, Boss – gleichzeitig Untergebener, der unersättlich nach Ruhm und Anerkennung strebte.
Um mich aus einer Schar Führungskräfte hervorzuheben, unternahm ich beinah alles: So wie ich mir das Maximale an Arbeitsbereitschaft abverlangte, forderte ich Höchstleistungen von den Mitarbeitern ein. Auf Befindlichkeiten (eine Erkältung, die Periode der Frau, der Verlust eines Angehörigen, erkennbare Burnout Symptome des Verkaufsleiters …) nahm ich keinerlei Rücksicht. Im Gegenteil: Schwächelte ein Mitglied im „Team“, tauschte ich es – nach vorheriger Verwarnung, Abmahnung – durch eine Kündigung aus.
Erklären kann ich mein unmenschliches Handeln mit schlimmen Kindheitserlebnissen: Fortwährend diktierte der Vater: "In alldem, was du tust, musst du der Beste sein!“
In den letzten zehn Jahren lehrte mich das Leben, das es zu simpel ist, ein Kindheitstrauma als Entschuldigung zu missbrauchen. Heute leide ich an Burnout: Ich liege nachts wach, kämpfe am Tag gegen eine Vielzahl von Zwängen an; ich bin kaum in der Verfassung zu essen, ein Familien- und Sozialleben ist ausgeschlossen. Einzig geblieben ist das schlechte Gewissen sowie die Erkenntnis: Ich empfange Gerechtigkeit.
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