Wer im Männerarzt nur erstattungsfähige Penishilfsarbeiter, Überlebende der großen Urologenschwemme oder Jerry Lewis-hafte Orgasmenzähler mit Mundschutz und Gummischürze vermutet, wird überrascht sein, wenn er einen Blick in eine der modernen Praxen riskiert, denen man in urbanen Stadtlagen förmlich beim Ausdembodenschießen zusehen kann: Zum Standard des niedergelassenen Andrologen zählen geschmackvolle Urinale, modernste Dilatatoren und Penispumpen in allen erdenklichen Modellen (Männerärzte mit psychologischer Zusatzausbildung bieten oft auch Gruppenpumpen an) ebenso wie Lifestyle-Surgery und Wellnessmedizin - sind es im einen Jahr Partykatheter in modischen Neontönen, die vor den großen Berliner Pinkelpartys im Akkord verlegt werden müssen, ist es im nächsten die Abschälung-der-Prostata-durch-die-Harnröhre, die karzinophobe Neureiche als unverzichtbaren Teil der Krebsvorsorge betrachten - und dazu das ständige unstatthafte Interesse der Medien an einem Beruf, »der so sexuell wie der eines Automechanikers ist, nur dass der Penis unser Motor ist«, wie es UdoUlfkotte, der Doyen der Männerheilkunde einmal ausgedrückt hat.
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