So heilig wie dem Christen seine Zehn Gebote sind dem modernen Sadisten seine Großen Drei: Safe, Sane, Consensual.
Doch zwischen den Gründervätern Christus und de Sade gibt es einen merkwürdigen Unterschied: der erstere verkörpert nach exakt 2000 Jahren immer noch sein Credo. Der gute alte Marquis hingegen hätte dem Glaubensbekenntnis des modernen Sadismus niemals zugestimmt.
Unser Namenspatron würde Sade nicht länger sein wollen. Sicher, gesund und konsensuell, jeder der drei Begriffe ließe ihn hohnlachen und vor Ekel ausspucken. Könnte er, so untersagte er uns, moralische Maximen mit seinem ehrenwerten Namen in Verbindung zu bringen.
Im Grabe rotierte er, wüßte er, wie seine Jünger heute seine Lehren auf den Kopf stellen und, statt dem Laster ein Loblied zu singen, dieses den allgemeinen Tugenden eingliedern und unterwerfen wollen, als deren bloße Variante.
Und was würde er uns zurufen aus seinem kühlen Grab, der alte Libertin? »Verräter seid ihr! Ihr organisiert euch nicht zur Revolte gegen eine Gesellschaft, die ihrem eigenen Tugendgeschwätz auf den Leim gegangen ist. Anstatt euch heimlich zu Ausschweifungen zu verabreden, sucht ihr den Beifall der Öffentlichkeit so sehr, daß ihr auf all das verzichtet, was deren Zustimmung gefährden könnte. Ihr kriecht vor den herrschenden Instanzen der Moral, um deren Segen zu erbetteln.« (c) E. Teufel, Schlagzeilen 46
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