Nun – wenn die Gefährten all das, was sie an merkwürdigen Bäumen, Pflanzen und Tieren auf ihrem Wege zu der Niederlassung Peter Strupps und Karl Wends noch wahrnahmen, ebenso lange und wortreich angestaunt hätten wie diesen Phororhakus, dann wären sie wohl nie an ihr Ziel gelangt. Zunächst gedachten sie jetzt den Fluß zu erreichen, den sie auf einem Floß hinabfahren sollten, wie dies als bequemster Weg zu der Niederlassung der beiden Gesuchten auf der Tafel in dem Tunnel angegeben gewesen war. Nachdem das Gebirge, zu dem das zuerst betretene Tal gehörte, hinter ihnen lag, erblickten sie auch in einer von Bauminseln bewachsenen Ebene das leuchtende Silberband eines breiten Stromes, dessen Ufer, umgeben von Sumpfstrecken, eine mannigfache Flora (Pflanzenwelt) von Gewächsen von ganz unwahrscheinlicher Größe aufwies. Besonders stark vertreten war hier jene merkwürdige Pflanzenart, die, in bescheideneren Exemplaren auch jetzt noch in allen Weltteilen anzutreffen, man geradezu „fleischfressende Pflanzen“ getauft hat, da ihre Blütenkelche oder Blätter infolge der eigenartigen Bauart Insekten festzuhalten und im vollsten Sinne des Wortes zu verdauen imstande sind. Hier nun in diesem Lande, das, wie der Chemiker sich ausdrückte, in seiner Entwicklung vor ungeheuren Zeiträumen zum Stillstand gekommen und daher „ein wahrer botanischer und zoologischer Garten der Urzeiten der Erde“ geworden war, gab es unter anderem auch die als Insektenfresser berüchtigte Krugpflanze und die sogenannte Venusfliegenfalle in Spielarten von einer geradezu fabelhaften Größe. Besonders die Krugpflanzen, die an den Blattstielranken krugförmige Erweiterungen besitzen, deren ringförmiger Rand von einem beweglichen Deckel selbsttätig verschlossen wird, sobald ein Tier in diese Falle hineingeraten ist, hatten hier in dem Sumpfgebiet des Flusses eine Höhe von zehn Meter und mehr, während ihre Fangvorrichtungen, die Blattkrüge, bei etwa zwei Meter Durchmesser eine Tiefe von vier Meter zeigten, also schon recht ansehnliche Insekten festzuhalten und in dem am Grunde der Fallen befindlichen scharfen Säften aufzulösen und so zu verdauen fähig waren. Und solche Insekten, zum Beispiel Käfer von den abenteuerlichsten Formen bis zu zwei Meter Länge, gab es genug! Manche davon hatten Beißzangen an den kräftigen Kiefern, die selbst einem Menschen sehr gefährlich werden konnten. Ebenso sei auch gleich erwähnt, daß unsere drei Abenteurer auf ihrem Marsche nach dem Strome verschiedentlich Fußspuren von vierfüßigen Tieren antrafen, die der vielerfahrene Chemiker als von Dinosauriern herrührend erklärte, jenen Reptilien der Vorzeit, deren gewaltigste Vertreter der 25 Meter lange Brontosaurus und der noch um 5 Meter größere Atlantosaurus waren. Daß diese Spuren der fünfzehigen Füße dieser unheimlichen Geschöpfe mehr festgestampften Flächen als den Eindrücken der Füße lebender Wesen glichen und daß Heinrich Wend zuerst gar nicht glauben wollte, derartige Tiere gebe es tatsächlich, erscheint nur zu natürlich gegenüber den Abmessungen und der Tiefe dieser Tierfährten.
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