Viele Jahre hindurch war an einer das Neandertal an der Grenze zu Erkrath überspannenden Straßenbrücke eine mehrquadratmetergroße Aufschrift zu lesen, die aus den enigmatischen Worten bestand:
HAMM HOTTES (Du nimmst hinweg die Sünden der Welt)
Die akkurate Ausführung mit Pinsel und Farbe ließ keinen suchtmittelbefeuerten Spontantäter vermuten, eher schon ließ es an eine Geburtstagswidmung für einen in Hamm beheimateten Horst denken, doch immer bedeutete die Durchfahrt durch diese Brücke für mich eine Berührung mit dem Fremden und Unverstandenen, zugleich jedoch einen fast brüderlichen Gruß. Vor ein paar Jahren ist diese Inschrift mit weißer Farbe unkenntlich gemacht worden. Keinesfalls die ganze, sehr imposante Brückenkonstruktion, nicht einmal die restlichen, mehrenteils unschönen und laienhaft ausgeführten Graffiti, nur das Hamm Hottes ist vermutlich vermutlich der privaten Inquisition eines humorfernen Christen zum Opfer gefallen.
An dieser Stelle müßte die Pointe oder zumindest ein launig reflektierender Schlußsatz folgen, wie ich sie gerne verwandten Auslassungen mit Souvenircharakter anfüge; allein, keine solche will sich mir entringen, zu groß meine Trauer um den Verlust dieser Brückendenkschrift, doch sie auf diesem Wege vor dem endgültigen Vergessen bewahrt zu haben, ist mir ein schmerzhaft drängendes Anliegen gewesen.
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