'Lamia
Diese soll eine Tochter des Poseidon gewesen sein, die Mutter bleibt ungenannt.
Mit ihr zeugte Zeus in Libyen die Herophile, die als Sibylle die erste Wahrsagerin gewesen sei.
Eine weitere Lamia war die schöne Tochter des Belus (je nach Quelle war der ein König in Ägypten oder der Gott Baal) und der Lybie. Mit ihr zeugte Zeus einen Sohn, den allerdings seine eifersüchtige Gattin Hera alsbald umbrachte. Darüber soll Lamia so traurig geworden sein, daß sie nicht allein ein häßliches Äußeres (Schlangenhaupt, ähnlich der Medusa) annahm, sondern auch auch damit begann, andere Kinder umzubringen.
Nach dieser sollen jene dämonischen Ungeheuer ihren Namen haben, die außer Lamien auch Empusen, Mormolycien oder Striges heißen. Diese Lamien sind ständig begierig nach Menschenfleisch und besonders menschlichem Blut, weshalb sie junge Leute zu locken trachten, indem sie die Gestalt schöner Frauen annahmen und durch Zeigen ihrer Brüste ihre Opfer reizten. Der Name Lamie soll entweder vom arabischen lahama, „zerfleischen”, „zerreißen” stammen oder vom griechischen Wort für Rachen bzw. Kehle.
Es soll auch eine Art Lamien genannte dämonische Frauen geben, die, wenn sie zu Hause sind, ihre Augen herausnehmen und in ein Gefäß legen. Wenn sie das Haus verlassen, setzen sie diese wieder ein.
Lamia ist auch ein weiterer Name einer Frau aus Kreta, die sonst Auxesia genannt wird und die wegen einer Dürre durch Steinigung geopfert wurde, der später aber einer Bildsäule errichtet und ihr geopfert wurde, bis die Dürre fruchtbareren Zeiten wich.
Lamia soll auch eine andere Wiedergabe des Namens Lilith gewesen sein. Diese gilt als erste Frau des Adam und ist je nach Anschauung Große Göttin oder Dämonin. Dieser Name Lamia wird als Schleiereule oder Nachteule übersetzt. Im Mittelalter war lamia gängiger Begriff für Hexen, die lamiae wurden von manchen als Ungeheuer in Gestalt alter Frauen angesehen (Walker 1993, S. 601).'
('Das Schwarze Netz')
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