Das Völkchen der Koberer auf der Reeperbahn ist ein ganz besonderes. Wenn das Stichwort „Altherrenwitz“ fällt, denkt man an diese Typen.
Es handelt sich meist um deutlich aus den Fugen gegangene Männer jenseits der 55, die aussehen, als wären sie in einem früheren Leben Heizungsmonteur oder Kneipenwirt gewesen. Jetzt, nach Insolvenz, Scheidung o. ä. fristen sie ihr Leben damit, Passanten mit derben Sprüchen in die Amüsierbars zu locken, wo die Opfer mindestens 12 Euro bezahlen müssen für einen Kurzen plus Bier – vor allem aber für die Verheißung nackten Fleisches.
Auch bei den Koberern gibt es Genies und Dilettanten. Einer in der Davidstraße kam uns mal mit der grandios überzeugenden Lockprognose: „Hier könnt ihr gar nicht so schnell wichsen, wie die sich ausziehen!“ Gestern Abend aber, als ich auf dem Heimweg von der Verlagsparty vorüberschlurfe (übrigens exakt auf der Reeperbahn nachts um halb eins ...), sind die Koberer wie ausgelaugt.
Einer versucht es mit einem müden „Kommste mit, hastes hinter dir“, und gleich zwei sind bereits jeder verbalen Artikulationsfähigkeit beraubt. Sie stellen sich mir plump in den Weg, diese schmerbäuchigen schnurrbärtigen Vierschröter, und zeigen schlicht rhythmisch per Daumen auf den Eingang ihrer Stripteasebar.
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