Jemand schrieb hier kürzlich über Buchstaben, daß sie aneinandergereiht Worte ergeben, und daß Worte aneinandergereiht Sätze ergeben. Setzt man das Spiel fort, kommt man zu der Aussage, daß die Sätze aneinandergereiht Texte ergeben.
Und diese verknüpft ergeben einen Hypertext. Wer hätte das gedacht: Den Blaster. Das Word Wide Web.
Man sieht hier einen qualitativen Unterschied. Während Buchstaben, Worte und Sätze aneinandergereiht werden müssen, um semantische Einheiten zu ergeben, ist dies beim Hypertext nicht mehr der Fall. Der Hypertext ist nicht sequenziell, sondern er ist ein Graph. Dies führt unweigerlich dazu, daß sich seine Bedeutung nicht mehr zwangsläufig aus einer Anordnung der einzelnen Elemente ergibt, sondern aus der Vollständigkeit der Betrachtung. Der Betrachter erfährt, je nach Betrachtungsweise, eine andere Bedeutung. Er schafft eine willkürliche Reihenfolge. Der Sinn des Hypertexts ist eine Funktion der Vollständigkeit der Betrachtung.
Eine weitere Steigerung scheint aus heutiger Sicht - bei strikter Fortsetzung des Gedankens - nicht möglich: Hypertexte miteinander verknüpft ergeben wieder Hypertexte. Können wir uns nichts qualitativ Höheres als den Hypertext vorstellen, weil unser Denken selbst hypertextlich, netzartig ist? Das einzelne Element, der einzelne Text, tritt in den Hintergrund. Er ist Baustein, wie ein Satz. Wir picken mit jedem Gedanken aus dem Wurzelgeflecht unseres Geistes eine bestimmte Kombination von Elementen heraus. Eine solche Kombination ist, streng genommen, kein Hypertext mehr, da ihre Bedeutung eindeutig ist. Denn, wie oben beschrieben, ergibt sich die Bedeutung beim Hypertext aus der Art und Weise, wie der Betrachter die einzelnen Elemente kombiniert, das heißt: Welche er auswählt und in welcher Reihenfolge. Der Betrachter bricht also mit jeder Betrachtung den Hypertext in Abhängigkeit einer nur ihm bekannten Präferenzstruktur wieder auf einen Text herunter.
|