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Psychologin schrieb am 6.1. 2014 um 18:31:05 Uhr über

Unwetter

Unser Ruderboot mit zwei jungen Frauen und drei jungen Männern an Bord ist auf der Flucht. Auf der Flucht vor einem drohenden Unwetter. Eilig ziehen wir unser Boot weit auf den Sandstrand des Flusses hinauf hinter dem es recht steil den Berg hinauf geht. Die rollenden Donnerschläge kommen immer näher. Es wird sehr ungemütlich werden, weil es weit und breit keinen Unterschlupf gibt und wir nichts außer unserer dünnen Sommerkleidung dabei haben.

Alle Klamotten runter und eine Schildkröte bauen, kommandiert der Jüngste von uns. Ein Elektriker, der einzige von uns, der schon etwas von Blitzschutz gehört hat. Mit Schildkröte denkt er an die Verteidigungsformation römischer Legionäre. Nur dass wir leider keine Schilde haben, um uns zu schützen. Patschnasse Hemden und Hosen sind auch nicht besser als nackte Haut. Deshalb stopfen wir unsere wenigen dünnen Kleidungsstücke in halbwegs dichte Plastikbehälter, in denen wir unseren Proviant hatten. In der kurzen Ruhe vor dem Sturm stellen wir Mädels uns eng umschlungen in der Mitte auf. Die drei Jungs schmiegen sich im engen Kreis von außen so fest es geht an uns und umfassen sich mit ihren Armen. Jetzt können sich unsere Körper während des erwarteten Infernos gegenseitig so gut es geht wärmen. Der Elektriker besteht darauf, dass wir möglichst dicht zusammen aufrecht stehen, damit uns ein Blitzeinschlag in der Nachbarschaft nicht gefährdet. Am Fuße eines Berges ist der direkte Einschlag in eine Personengruppe unwahrscheinlich. Ein Blitzschlag ins Wasser aber könnte uns töten, wenn wir z.B. ausgestreckt auf dem Boden liegen.

Die Besatzungen verschiedener anderer Boote sind ebenfalls an den Strand geeilt und warten zusammengekauert in einiger Entfernung in Sommerkleidern auf bessere Zeiten. Dabei sehen sie unserer Aktion ungläubig zu. Während die ersten Blitze tatsächlich ins Wasser zucken und der Donner laut kracht, peitscht der Sturm eiskalten Regen über unsere nackten Körper. Wir Mädels sind in der Mitte recht gut geschützt. Die Jungs halten sich in dieser Anordnung wenigsten ihre Vorderseiten einigermaßen warm.

Zähne aufeinander beißen! In zehn Minuten ist das Schlimmste vorbei.
Während wir inzwischen in trockener Kleidung 10 cm Wasser aus unserem Boot kippen, wringen die anderen zitternd ihre nasse Kleidung aus. Von denen werden sich heute einige ziemlich unterkühlt eine ordentliche Erkältung einhandeln. Wir dagegen machen uns trocken und einigermaßen warm auf den Heimweg.

Eine Woche später treffen wir uns wieder. Der enge Körperkontakt während des Gewitters hat meine erotische Phantasie angestachelt. Ich sehne so sehr die gleiche Situation herbei, aber bei schönem Wetter. Nach einigen vorsichtigen Bemerkungen von mir merken wir, dass es allen von uns ähnlich geht. Wir rudern an den selben Strand und stellen uns wieder nackt in der gleichen Formation auf, die wir Gedenk-Schildkröte nennen. Wir genießen die stimulierende Nähe unserer Körper, während sich die Glieder der Jungs im Gegensatz zur Gewitter-Schildkröte versteifen. Die gemeinsamen Erinnerungen und Gefühle schweißen uns zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammen. Auch nach mehreren Jahren finden wir uns noch regelmäßig zur Gedenk-Schildkröte zusammen.



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