Tut mir Leid, dass der Text so lang aussieht, aber lest und bewertet ihn ruhig mal, wenn ihr Lust habt, ich hab mir Mühe gegeben, denn ich finde das Thema wichtig.
Man unterscheide: Nazi im Sinne eines in der Nationalsozialistischen Bewegung, die von 1933-1945 an der Macht war, engagierten Menschen. Diese sterben heute langsam aus, die, die es noch gibt, sind alte Leute, die auf das aktuelle Geschehen kaum mehr Einfluss nehmen können. Hier ist der Begriff also eine historische Bezeichnung.
Und dann das, was man heute so als »Nazi« bezeichnet. Und ich finde, wir sollten uns aber ganz schnell davon lösen, den Begriff zu benutzen. Denn er richtet nur Schaden an, nützt den falschen.
Erst mal können die, die sich heutzutage selbst Nazi nennen, gar nicht ermessen, was eigentlich hinter dem Begriff steckt. Viele sind auch schlicht und einfach so un-/desinformiert und mangelhaft gebildet, dass sie kaum mehr über die Nazizeit wissen, als das, was irgendwelche Idioten ihnen vorgelogen haben. Wenn wir diese Leute Nazis nennen, fühlen die sich bestätigt, endlich einmal ernst genommen. Sie bekommen somit eine Belohnung für den Blödsinn, den sie machen und denken.
Außerdem schleift der Begriff schnell ab. Wenn bei jedem falsch herausgelassenen Furz bestimmte Leute das Wort »Nazi« in den Mund nehmen, um sich als verbale Weltretter aufzuspielen, nimmt man das Wort irgendwann nicht mehr ernst. Denn wenn man in 90 % der Fälle, wo es angewandt wird, deutlich sieht, dass der Beleidigte sich in seiner Rede wohl vielleicht wirklich gerade vergallopiert hat (oft genug ist selbst das nicht mal der Fall!), aber alles andere als jemand ist, der auch nur im Entferntesten etwas mit »Nazis« oder dem entsprechenden Gedankengut zu tun hat, dann gewöhnt man sich irgendwie automatisch daran, Leute, die mit dem Wort hantieren, nicht mehr recht ernst zu nehmen. Und das ist fatal, wenn es beispielsweise darum geht, sich ernsthaft mit der Vergangenheit auseinander zu setzen.
Und letztendlich ist der Begriff diskriminierend(!), macht also genau das, was man den »Nazis« immer vorwirft! Der Vorwurf soll sich doch eigentlich gegen Rassisten und Nationalisten richten (was spricht bitte dagegen, sie auch sachlich treffend so zu nennen?). Und da ich persönlich kein Rassist bin, weiß ich auch, dass kein Volk besser oder schlechter ist als ein anderes. In jedem Volk gibt es dementsprechend immer auch Rassisten und Nationalisten (jedenfalls ist mir noch kein Volk begegnet, bei dem das nicht so wäre). Der Begriff Nazi richtet sich jedoch speziell gegen Deutsche, stigmatisiert und diffamiert Deutsche. Und an dieser Stelle muss man einige Sachen auch mal klar sagen. Wenn ein deutscher Junge einen Ausländer zusammenschlägt, nur weil letzterer ein Ausländer ist, dann darf man den deutschen Jungen (selbst wenn er selber sich »Nazi« nennt) trotzdem noch lange nicht mit den Massenmördern des 3. Reiches verbal und gedanklich in einen Topf schmeißen! Das verharmlost einerseits die wirklich schlimmen Verbrechen von damals, andererseits hebt es die Auseindersetzung auf eine Stufe, die mit Vernunft nicht mehr zu entwirren ist. Würde man ihn als jemanden bezeichnen, der rassistische Gedanken hat, dann könnte man gegen diese rassistischen Gedanken, ihre Ursachen und Wirkungen vorgehen, ohne bei dieser an sich oft machbaren Aufgabe den Nachhall von Weltkrieg und Massenmord sich unnötiger und unpassender Weise auf den Buckel zu laden. Und außerdem treiben es Ausländer genau so schlimm wie Deutsche! Ich will jetzt an dieser Stelle nicht auseinanderrechnen, bei welcher ausländischen Volksgruppe in Deutschland das wie schlimm genau zugeht (und da gibt es durchaus Unterschiede), denn es ist nicht mein Interesse, gegen Volksgruppen vorzugehen, sondern gegen Rassisten.
In den letzten paar Jährchen hört man immer öfter und immer dreister Sprüche wie »scheiß-Deutsche, alles Nazis!«. Leute, die so was sagen, machen sich gleich mehrerer Dinge schuldig. Sie verharmlosen auf untragbare Weise die Nazizeit, indem sie sie mit heutigen Zuständen offensichtlich gleichsetzen. Sie versuchen alle Deutschen in einen Sack zu stecken, verbunden mit einem Fäkalwort, das ein ganzes Volk beleidigt. Rassisten, die solche Sprüche ablassen, muss man doch genau so hart begegnen, wie deutschen Rassisten! Wenn man das nicht tut, diskriminiert man ja selbst. Also nochmal: So ein Spruch muss denselben Reaktionsmechanismen unterworfen werden, wie ein von einem Deutschen geäußerter Nazispruch! Allein Einstellungen, die dem letztgenannten widersprechen, müssen als deutschfeindlicher Rassismus bezeichnet und beseitigt werden.
Mir ist es egal, ob ein Deutscher etwas gegen einen Schwarzafrikaner, ein Türke etwas gegen einen Deutschen, ein Russe etwas gegen einen Chinesen, oder ein Araber etwas gegen einen Türken usw. macht, wenn dabei die Volkszugehörigkeit eine Rolle spielt (was oft der Fall ist), ist es Rassismus und muss als solcher bekämpft werden. Wenn ein deutscher Junge eine türkische Freundin deshalb ablehnt weil sie Türkin ist (z. B. wegen »Rassenschande«), oder ein türkisches Mädchen einen Deutschen zurückweist weil er Deutscher ist (z. B. weil es »unehrenhaft« wäre, mit einem Deutschen zusammenzusein), dann ist das Rassismus und darf keinen Schritt weit geduldet werden! Es darf keine Ausrede gelten gelassen werden, und Leute, die sowas befürworten, müssen immer und überall bekämpft werden! Es gibt ja sogar Menschen, die anderen vorschreiben wollen, wen sie als Freundinnen/Freunde haben sollen oder dürfen! Auch für diese Rassisten gilt natürlich das gesagte, wie für alle anderen Rassisten auch. »Wir Deutschen sind die Herrenrasse« - gibt's nicht, ihr Rassisten, wir Nichtrassisten wehren uns! »Wir Türken haben hier die Macht« - gibt's nicht, ihr Rassisten, wir Nichtrassisten wehren uns! »Scheiß-Türke«, »Scheiß-Neger«, »Scheiß-Deutscher«, »Spaghetti«, »Kartoffel« usw. - jeder der sowas sagt und dabei am besten noch gewalttätig wird, ist ein Rassist, und wir müssen ihm entgegenstehen!
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