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nightshade schrieb am 16.6. 2003 um 04:34:20 Uhr über

Atomwaffe

Der Brockhaus: in drei Bänden
ISBN 3-7653-1501-X
schreibt auf Seite 9f

Atomwaffen (Kern-, A-, Nuklearwaffen):
Als Atomwaffen werden Geschosse, Raketen, Bomben, Minen und Torpedos mit Sprengladungen aus Kernsprengstoff bezeichnet. A- Waffen unterteilt man in solche, die auf der Kernspaltung von Uran 235 oder Plutonium 239 beruhen, und solche, bei denen eine Verschmelzung leichter Atomkerne (z. B. Deuterium, Tritium) zu Helium eintritt (Wasserstoff- oder H-Bombe). Schwerste Waffen sind die sog. Dreiphasenbomben mit einem Zünder aus Uran 235, Lithiumdeuterid als Fusionsmaterial und Uran 238, das die größten Anteile der Explosions- und Strahlungsenergie liefert. Die Sprengenergie der A-Waffen wird irn Vergleich mit herkörnml. Sprengstoff angegeben: 1 Kilotonne (kt) entspricht dem Energieinhalt von 1000 t Trinitrotoluol (TNT); 1 Megatonne (Mt) = 1000000 t TNT.

Bei der Detonation einer Kernwaffe unterscheidet man nach heutigem Wissensstand fünf lokale Primäreffekte: die radioaktive Strahlung der Detonationsphase, den nuklearen elektromagnet. Puls ( -> NEMP), die Hitzewelle, die Druckwelle und den lokalen radioaktiven Niederschlag (innerhalb von 24 Stunden nach der Explosion). Nach neueren Berechnungen kann die bei Detonation in der Luft freigesetzte Strahlung einer 1-MT-Bombe ungeschützte Menschen auf einer Fläche von etwa 15 km^2 töten. Die durch den sich bildenden Feuerball verursachte Hitzewelle dauert etwa l0 Sekunden ; sie kann bei ungeschützten Menschen, die sich bis zu 15 km vom Explosionszentrum aufhalten, noch Verbrennungen mindestens zweiten Grades bewirken. Bei einer 20-MT-Bombe beträgt die Dauer der Hitzewelle sogar 20 Sekunden und die entsprechende Entfernung für die Verbrennung zweiten Grades 45 km. Die durch den sich ausdehnenden Feuerball einer 1-MT-Bombe verursachte Druckwelle zerstört oder beschädigt alle Gebäude in einem Umkreis von mindestens 7 km, eine 20-MT Bombe bewirkt ähnl. Zerstörungen in einem Umkreis von 20 km. Die sich aus dem Feuerball bildende pilzförmige Wolke aus kondensiertem Wasser der umgebenden Atmosphäre enthält große Mengen hochradioaktiver Spaltprodukte, die zum großen Teil innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Detonation als -> Fallout in der Nähe des Explosionspunktes auf die Erde niedergehen. Berührt der Feuerball bei niedrigem Detonationspunkt den Boden, so werden große Mengen von radioaktivem Staub und radioaktiver Asche in die Atmosphäre geschleudert, und es bildet sich ein Krater. Die radioaktiven Stoffe der Pilzwolke werden dann zusätzlich mit dem Staub und der Asche vermischt. Dadurch wird der lokale radioaktive Niederschlag noch verstärkt. Außerdem haben die Primäreffekte eine Reihe von Sekundäreffekten (z. B. Großbrände, Entstehung giftiger Gase beim Abbrennen großer Mengen von Kunststoff) zur Folge, deren verheerende Wirkungen selbst durch Modellrechnungen kaum abschätzbar sind.

Von diesen Erscheinungen sind die globalen Primäreffekte zu unterscheiden, die die Detonation von mehreren hundert oder tausend Atomsprengköpfen nach sich ziehen: der langfristige, weltweite radioaktive Niederschlag und die Zerstörung eines großen Teils der Ozonschicht. Bei der Explosion von mehreren hundert Sprengköpfen steigen große Mengen von radioaktivem Fallout in die Stratosphäre und Troposphäre auf und verteilen und durchmischen sich dort. Das Absinken dieses Fallout während der darauffolgenden Monate und Jahre auf die Erde hat eine kontinuierlich zunehmende radioaktive Verseuchung von Pflanzen, Tieren und Menschen zur Folge. Das v. a. bei vielfachen Detonationen in Bodennähe bewirkte Aufsteigen von Millionen Tonnen Staub und Asche vermindert die Durchlässigkeit der Atmosphäre für Sonnenstrahlen erheblich. Neben dem Aussterben vieler Pflanzen und den daraus resultierenden Folgen (z. B. für die Nahrungsketten) rechnet man bei der Explosion von über 1000 MT in Bodennähe mit einem globalen Temperatursturz auf Werte unter den Gefrierpunkt (>nuklearer Winter<). - Die in nuklearen Feuerbällen stattfindenden chem. Reaktionen, insbes. die dabei entstehenden Stickstoffoxide, bewirken eine teilweise Zerstörung der Ozonschicht, mit der Folge, daß für Lebewesen schädliche energiereiche Strahlen (z. B. Ultraviolettstrahlung) die Erdoberfläche (fast) ungehindert erreichen.

Geschichte der A-Waffen:
Die ersten A-Bomben wurden von den USA erprobt und gelangten 1945 über Hiroschima und Nagasaki zum bisher einzigen militär. Einsatz (12,5 und 22 kt Sprengkraft). 1952 erprobten die USA die erste Wasserstoffbombe. Die UdSSR erlangte 1949 (1953) A- und H-Bomben; Großbritannien 1952 (1957); Frankreich 1960 (1968); die VR China 1964 (1967); Indien zündete seine erste A-Bombe 1974. Es wird vermutet, daß Israel, die Rep. Südafrika, Pakistan und weitere Staaten sog. Schwellenmächte sind oder bereits über A-Waffen verfügen. Der Atomwaffensperrvertrag von 1968 soll die Weiterverbreitung verhindern. Die Entwicklung in den 1960er Jahren führte zunächst zur Vergrößerung der Sprengkraft einzelner Bomben, um den Abschrekkungswert zu steigern, dann zum Bau bes. kleiner A-Waffen (takt. A-Waffen), die einzeln auf dem Gefechtsfeld eingesetzt oder mit einer Rakete mit Mehrfachsprengkopf über gegner. Gebiet geschossen werden können, von wo aus sie sich auf mehrere Ziele zubewegen. (strateg. A-Waffen)

Seit den 50er Jahren wird an A- Waffen gearbeitet, die eine relativ geringe Druck- und Hitzewelle bei der Detonation freigeben, jedoch 80% ihrer Energie als radioaktive Strahlung freisetzt. Die Serienfertigung und Bereitstellung dieser sog. Neutronenwaffe, die durch die radioaktive Strahlung Menschenleben in weitem Umkreis vernichtet, Gebäude aber nur in einem Umkreis von rd. 200 rn zerstört, sind umstritten.


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