Eine wunderschöne Erinnerung sind die alten 1. Klasse - Abteile der Deutschen Bundesbahn, die mit den weissen Schonbezügen an den Polstern im Kopfbereich. Sie waren nur selten voll besetzt, es gab massig Platz, und frisch und sauber rochen sie auch.
Das letzte Mal habe ich so ein Ding im Jahre 2000 benutzen dürfen, von Köln nach Frankfurt, den herbstlichen Rhein hinauf. Ausser mir war nur noch ein weiterer Fahrgast in unserem Raucherabteil - offenbar ein Angehöriger ähnlichen Berufes. Es gab ein lächelndes Einvernehmen, die Ruhe zu geniessen, die Zeitung und die Zugfahrt. Ab und an warfen wir dem sich draussen auf dem Gang Richtung zweiter Klasse vorbeidrängenden, zweitklassigen Plebs einen mißbilligenden Blick zu. Und die Krönung des erhabenen Gefühls war der Erstkontakt mit dem Schaffner, bei dem ich nachlösen mußte. Er sah mich streng an, und versetzte: »Das wird aber teuer!« - es war mir ein unvergleichliches Vergnügen, zu replizieren: »Na und ?«, so daß jener Zugbegleiter unter dem billigenden Feixen auch meines Abteilgenossens den Rückzug (sic) anzutreten hatte.
Heutezutage macht das Zugfahren keine rechte Freude mehr. Diese ICEs sind keine Züge mehr, sondern nur noch große Triebwagen, und das Publikum besteht aus lauter Juppies von Price-Waterhouse-Cooper, die als erstes routiniert ihr Laptop einstöpseln, und vor lauter coolness nicht mehr zum denken kommen. Und der Plebs kann sich Bahnfahrten schon lange nicht mehr leisten.
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