'Buch im Singular'
"Gegen das nur objekthafte Verständnis des
Buches steht die literaturtheoretisch als
Intertextualität oder Diskursivität umschriebene
Realität des Buches. Hier markiert das Buch eine
offene Struktur, eine Verdichtung im Gewebe der
Schriften. Anschaulich-konkret wird seine textuelle
Form im philologischen Verweisungsapparat.
Fußnoten und Anmerkungen, Zitate und
Textfiliationen überschreiten die Grenzen der
Buchdeckel und verbinden den Leser mit dem
vollständigen Textkorpus der Bibliothek. Hinzu
kommen die computergestützten Formen des
mehrspurigen Lesens. Paginierung, Index oder
bibliographische Verweise sind als
Absprungmarken ausgeführt, mit denen an jeder
Stelle umgeblättert und weitergelesen werden kann.
Die praktische Handhabung des elektronischen
Textes demonstriert erst recht, daß das so vertraut
erscheidende 'Buch im Singular' ein
vorausetzungsreiches Phänomen ist. Entgegen
seiner offensichtlichen Existenz ist es eine - als
solche nicht mehr auffallende - Abstraktion, die
mittels technischer Eingriffe in das sich allseits
verwebende Schrift-Werk realisiert wird und dem
Benutzer schließlich als gebrauchsfertiges
Medienformat vorliegt."
(Nikolaus Wegmann: Bücherlabyrinthe. Suchen und
Finden im alexandrinischen Zeitalter, Köln 2000, S.
1-2)
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