Eines der ganz merkwürdigen Stammtischidiome unserer Sprache, das zumindest mir noch ungleich rätselvoller ist als 'Manchmal-ist-der-Teufel-ein-Eichhörnchen'. Klar weiß auch ich, was es bedeuten soll, dass nämlich Zersetzung, Zerfall, Miasma, üble Dinge allesamt und auch auf Prozesse wie Korruption ( vulgo 'DieDaOben') und Amts- etc. Missbrauch ('Abzocker') übertragbar, im Kopfbereich, dies auch im hierarchischen Sinne zu verstehen, lokalisierbar ist. Aber zahllose Redewendungen dieser Qualität haben ihren Ursprung in Beobachtungen aus der menschlichen Umwelt genommen, etwa das für die Vanitas allen konjunktivischen Denkens stehende 'Hätt der Hund nicht geschissen, hätt er die Katz gekriegt' oder das tantenhaft zum Fleiß ermahnende Sprüchlein vom frühen Vogel, der den Wurm fängt. Aber man muss kein Fischhändler oder Ichthyologe sein um zu erahnen, dass die Zersetzung toter Lebewesen ihren Ursprung meist ganz woanders nimmt: Zumeist nämlich im Bauch, wo Gärungsprozesse halb- und unverdauter Nahrungsmittel im Magen-Darmtrakt, gepaart mit der allgemeinen Weichheit des intestinalen Trakts autolytische Prozesse einleiten, welche sich je nach Außentemperatur und Lagerung des Leichnams binnen ein bis vierzehn Tagen auf den gesamten Bauchraum übertragen, wobei es oftmals zum Austritt der Leichenflüssigkeit durch die Körperöffnungen, allen voran dem After kommen kann. Zwar sind dieselben Prozesse auch unterhalb der Schädeldecke zu beobachten, aufgrund der im Vergleich zu den Intestinalien deutlich geringeren Größe des Hirns sowie seiner Einbettung in Hirnhaut und Schädeldecke kann von einer dem Restkörper vorangehenden Fäulnis keine Rede sein.
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