Ein brauner Lieferwagen fährt vor dem Polizeigebäude vor, zwei Männer in weißen Kitteln und Ölschutzhandschuhen steigen aus und machen sich an der Hintertür zu schaffen. In weiter Ferne bellt jäh ein Hund. »Los, pack mal mit an, du Hänfling!« Der Ältere der beiden macht die Tür auf, und sie ziehen einen länglichen, in Plastikfolie verpackten Gegenstand raus. Er stinkt nach Verwesung, der Junge dreht sich ruckartig um und kotzt auf die Straße.
»Mach das bloß weg, du Schwein!« Der Ältere kann die eingehüllte Leiche nicht mehr allein halten, sie rutscht ihm auf den Asphalt, ein mahlendes Geräusch zeigt ihm an, daß die Zähne der unbekannten Person dabei zu Bruch gegangen sind.
»Verdammt, was soll denn das! Komm jetzt her!« Er tritt den Jüngeren in den Hintern, der damit beschäftigt ist, seine eigne Kotze wieder aufzuschlecken.
Notdürftig wischt er den Rest mit dem unteren Ärmel weg, es trieft von Kotze. »Entschuldigung, ich muß mich übergeben, wenn ich das sehe.« In dem Moment kommt Kommissar Schneider die Treppe runter.
»Hey, Fans! Na, wie geht's?«
»Wir haben das Paket auf dem Müll gefunden. Er ist sehr schwer.«
»So, dann wolln wir mal.« Der Kommissar untersucht den Toten, wendet ihn mit dem Fuß um und sieht ihm ins Gesicht. Der Junge heult und versteckt sich hinterm Lastwagen.
»Er ist eines natürlichen Todes gestorben, Freunde! Ich kann ihn hier nicht gebrauchen, bringt ihn ins Schauhaus. Da sollen sich die Angehörigen drum kümmern!« Er geht und läßt die beiden mit ihrem Fund stehen.
In seinem Büro riecht es noch Qualm. Schneider merkt es sofort.
»Guten Tag, Kommissar!« Der hohe Ledersessel dreht sich von selbst um, und darin sitzt der Bürgermeister.
»Klären Sie den Fall, und Sie bekommen mehr Geld demnächst, Herr Kommissar! Es war meine Schwester, die verschwunden ist. Man will auch mir ans Leder. Hier ist ein Scheck.« Er überreicht Schneider einen Zettel und zündet sich die Zigarre noch einmal an, sie war ausgegangen.
Schneider prüft den Scheck, er hält ihn gegen das Tageslicht. Zufrieden schüttet er sich was zu trinken ein und setzt sich so auf den Schreibtisch, daß sein eines Bein runterbaumelt, das andere nicht. »Sie müssen ja wissen, wer Ihre Schwester umbringen wollte, und wer es wahrscheinlich auch gemacht hat, denn Sie scheinen ja Interesse an dem Fall zu haben. Ist es nicht so?!« Er springt auf und rammt dem Bürgermeister einen EIlenbogen in die Magengegend.
Nach Luft ringend regt sich der Bürgermeister sofort auf: »Was meinen Sie, wen Sie vor sich haben, Sie Person! Ich werde Anzeige erstatten! Sie sind ab heute entlassen, denn ich bin Ihr Dienstherr, falls Sie das noch nicht wissen!«
»Aber dann erzähle ich dem Kulturausschuß auch, wo Sie die Instrumente der Beatbands versteckt halten, das wird ein Skandal! Hahahahaha!« - »Schon gut, Schneider, weitermachen! Und scheuen Sie sich nicht, etwas mehr Geld auszugeben für die Ergreifung meiner Schwester. Ich hoffe, sie ist nicht tot. Vielleicht hat der Mann sie nur scheintot gemacht. Das gibt es immer wieder, die Leute reden ja viel heutzutage. Auf Wiedersehen, Herr Oberkommissar.«
»Gut, ich kümmere mich darum.« Schneider schnippt mit den Fingern, als das Stadtoberhaupt rausgeht.
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