>Info zum Stichwort Schlafstörungen | >diskutieren | >Permalink 
http://members.aol.com/FKuhn39673/faust/texte/schl schrieb am 19.5. 2001 um 01:53:00 Uhr über

Schlafstörungen

SCHLAFSTÖRUNGEN

Erkennen - Verstehen - Behandeln - Vorbeugen

Schlafstörungen sind häufig. Man spricht von jedem Vierten bis Fünften. Meist sind sie
jedoch kurzfristig und erträglich. Jeder Zehnte fühlt sich längerfristig belastet. Frauen
mehr als Männer, Ältere mehr als Jüngere. Nachfolgend deshalb eine Übersicht zum
Thema: Was muß man wissen? Was kann man tun? Vor allem: Was gibt es an
nicht-medikamentösen Schlafhilfen, die man vor Einsatz schlaffördernder Medikamente
ausprobiert haben sollte?


ALLGEMEINE ASPEKTE

Der Mensch verschläft ein Drittel seines Lebens: nahezu 3 000 von den 8760 Stunden eines Jahres,
rund 24 Jahre im Durchschnitt eines menschlichen Daseins. Der Schlaf beherrscht unser Leben wie
kaum eine andere Funktion. Und doch sind die Schlafforscher bis heute nicht in der Lage, eine
allseits anerkannte Definition des Phänomens »Schlaf« zu geben. Das gleiche gilt für die Mehrzahl der
neuroanatomischen, physiologischen und biochemischen Hintergründe von Schlaf und
Schlafstörungen, obgleich es immer wieder Meldungen gibt, daß jetzt endlich das Schlafzentrum
oder der entscheidende Schlafstoff im Gehirn gefunden werden konnte.

Immerhin hat sich so mancher überkommene Irrtum aufgelöst: Der Schlaf ist nicht "le
petit mort», kein passiver Zustand, bei dem «im Hirn die Lichter ausgehen" oder gar eine
»Bewußtseinstrübung durch nicht näher identifizierbare Ermüdungsstoffe«, wie man früher
meinte. Der Schlaf ist eine aktive Leistung des Organismus. Das Gehirn ruht sich
keineswegs aus, es arbeitet nur anders. Seine Zellen und zahllosen Nervenverbindungen
sind aktiv, teilweise sogar aktiver als tagsüber. Die vegetativen Funktionen erfüllen nach
wie vor ihre Leistungen, auch wenn einige von ihnen »auf kleiner Flamme« gehalten
werden.


Gerade weil Schlaf und Schlafstörungen auch heute noch wissenschaftlich so viele Fragen offen
lassen und dennoch zusammen mit dem Wetter Gesprächsthema und für viele Sorgenkind Nr. 1
sind, zielen die nachfolgenden Ausführungen auf einige praktisch verwertbare Erläuterungen und Tips
für den Alltag - bzw. auch für die Nacht, die für viele Menschen in zermürbender Weise nicht mehr
zur Nacht werden will.

Wie häufig sind Schlafstörungen?

Schlafstörungen gehören zu den häufigsten Klagen. Zwar existieren große Unterschiede, je nach
Untersuchung, und zwar von etwa 10 bis über 50 % der Bevölkerung. In den meisten Studien gibt
jedoch jeder 5. bis 4., in selteneren Fällen sogar jeder 3. Befragte an, gelegentlich unter ernsteren
Schlafstörungen zu leiden. Mehr als jeder Zehnte ( jenseits des 65. Lebensjahres sogar über die
Hälfte) fühlt sich dabei längerfristig, ausgeprägter oder gar behandlungsbedürfig beeinträchtigt.

In so gut wie allen Untersuchungen wird dreierlei deutlich:
1. Frauen klagen häufiger über Schlafstörungen, insbesondere mit wachsendem
Lebensalter.
2. Ältere sind stärker betroffen als Jüngere.
3. Dem Hausarzt werden Schlafstörungen offenbar nur selten geklagt, jedenfalls ist ihm
nur ein Drittel der Fälle auch bekannt.


EINTEILUNG DER SCHLAFSTÖRUNGEN

Im Bewußtsein der meisten Menschen gehört zur Schlafstörung an erster Stelle das nächtliche
Schlafdefizit: »zu wenig geschlafen«, »schlechter Schlaf« sowie gelegentlich »schlecht geträumt«. Das
ist zwar der größere Teil, doch peinigen in Wirklichkeit weit mehr Schlafstörungs-Formen.

Wissenschaftlich gibt es allerdings bis heute keine verbindliche Übereinkunft, wie der gestörte Schlaf
überhaupt definiert werden soll. Dafür unterteilt man jedoch größere Gruppen. Im einzelnen:

Insomnien

Die größte Gruppe sind die sogenannten Insomnien oder Hyposomnien: Sie zeichnen sich durch
mangelhaften bzw. ungenügend erholsamen Schlaf aus. Meist ist die Gesamtschlafzeit verkürzt.

Wissenschaftlich lauten die Diagnose-Kriterien: 1. Klagen über Einschlafstörungen,
Durchschlafstörungen oder eine schlechte Schlafqualität. 2. Die Schlafstörungen treten wenigstens
drei Mal pro Woche und mindestens einen Monat lang auf. 3. Die Betroffenen beschäftigen sich
überwiegend mit ihren nächtlichen Schlafstörungen und zeigen während des Tages eine übertriebene
Sorge über deren negative Konsequenzen. 4. Die unbefriedigende Schlafdauer und/oder
Schlafqualität entwickelt entweder einen deutlichen Leidensdruck oder wirkt sich störend auf die
soziale und berufliche Leistungsfähigkeit aus.

Was heißt das auf den Alltag übertragen?

Patienten mit einer Insomnie klagen ihrem Arzt vor allem folgendes Beschwerdebild:
Zum einen können sie nicht mehr einschlafen und leiden immer stärker unter den
allnächtlichen Unterbrechungen ihres Schlafablaufes. Die Betonung liegt auf »leiden«,
denn nächtliches Aufwachen ist auch bei Gesunden häufig, was aber die Mehrzahl nicht
stört. Für die Schlafgestörten aber ist der Nachtschlaf nicht nur zu kurz, sondern auch
unruhig, oberflächlich, wenig erquicklich, leicht oder unerholsam. Viele berichten auch
über zermürbend lange Wachzeiten vor dem Einschlafen sowie über immer
wiederkehrendes kurzes Aufwachen.

Die Befindlichkeit am Tage kann unbeeinträchtigt sein. So etwas gibt es trotz
unergiebigem Schlaf. Zumeist leiden die Patienten jedoch unter Tagesmüdigkeit,
Unwohlsein, rascher Erschöpfbarkeit, unter Minderung der Merk- und
Konzentrationskraft, zunehmender Vergeßlichkeit, Antriebsschwäche und
Leistungseinbruch (zuerst durch vermehrten Einsatz kompensierbar, später durch nichts
mehr aufzuhalten).

Im fortgeschrittenen Stadium drohen dann leichte Erregbarkeit bis hin zur Reizbarkeit
und gelegentlich sogar aggressive Durchbrüche. Häufig sind Angst- und depressive
Verstimmungszustände sowie Muskelschmerzen.


Dies schließt übrigens nicht aus, dass die Betroffenen in den Abendstunden, z. B. vor dem
Fernseher, immer häufiger einnicken, obwohl ihnen dies kurze Zeit darauf in ihrem Bett nicht mehr
gelingt. Auf der einen Seite also Müdigkeit und der Wunsch, endlich einmal richtig ein- und
durchzuschlafen, auf der anderen die zermürbende Unfähigkeit, dazu nicht mehr fähig zu sein. Das
verdrießt besonders dann »wenn es andere tun können«, also Partner, Kinder, Eltern usw., was
neben dem Schlafdefizit auch eine psychologisch verstehbare Reaktion auslöst.

Die Insomnien sind also die »klassischen« Schlafstörungen im Meinungsbild der Allgemeinheit.
Weitere Einzelheiten dazu siehe später. Neben dem mangelhaften oder ungenügend erholsamen
Schlaf gibt es aber noch Schlafstörungen, die in Laienkreisen kaum bekannt sind. Das kann sich
aber zumindest für die nachfolgende Gruppe ändern.

Hypersomnien

Die Hypersomnien sind das Gegenstück zu den Insomnien, also Schlafstörungen, die sich vor allem
durch eine gesteigerte Müdigkeit und Einschlafneigung während des Tages äußern. Dabei gibt es
verschiedene Formen. Zum einen zählt man dazu das immer häufiger werdende
Schlaf-Apnoe-Syndrom, zum anderen die Narkolepsie, den nächtlichen Myoklonus und das
Restless-legs-Syndrom. Im einzelnen:

- Beim Schlaf-Apnoe-Syndrom handelt es sich um nächtliche Atemregulationsstörungen. Die
wichtigsten Symptome sind neben erhöhter Tagesmüdigkeit und zwanghaften Einschlafattacken das
laute Schnarchen nachts, das aber plötzlich von einer Atempause gefolgt, die wiederum von einem
fast »explosionsartigen« Schnarchton begleitet wird, mit dem alles von vorne beginnt. Das laute
Schnarchen ist vor allem eine Zumutung für die anderen, die Atempause eine Gefahr für den
Betroffenen (und oft eine Schreck-Minute für den Partner, der »an das Schlimmste denkt«). Solche
immer wieder auftretenden Atem-Stops können zu regelrechten Erstickungsanfällen und einer damit
durch das Gehirn notfallmäßig ausgelösten »Weckreaktion« führen.

Die Folgen sind langfristig verhängnisvoll: Der Patient findet zum einen keinen erholsamen Tiefschlaf
und erreicht immer nur oberflächliche Schlafstadien. Noch gefährlicher aber ist die ständige
Unterbrechung der Sauerstoffzufuhr für das Gehirn. Das Ersterkrankungsalter liegt meist in der
zweiten Lebenshälfte. Männer, oft mit beträchtlichem Übergewicht, sind häufiger betroffen als
Frauen.

Patienten mit einer Schlaf-Apnoe müssen auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen, der
zusammen mit dem nächsten Schlaflabor die Diagnose stellt und die notwendige
Therapie einleitet.


- Bei der sogenannten Narkolepsie, einer relativ seltenen Erkrankung, klagt der Patient ebenfalls
über Tagesmüdigkeit und unüberwindliche Einschlafneigung. Dazu kommen z. T. erschreckende
Symptome wie ein plötzlicher Spannungsverlust der Muskulatur, ggf. mit Zusammensacken oder
totaler Bewegungsunfähigkeit. Das Ersterkrankungsalter liegt meist in der ersten Lebenshälfte.

- Die nächtlichen Myoklonien und das Restless-legs-Syndrom sind nächtliche
Muskelzuckungen, die so ausgeprägt sein können, dass sie den Tiefschlaf verhindern. Der
Myoklonus sind nächtliche, immer wieder auftretende Bein- oder Unterschenkelbewegungen, das
Restless-legs-Syndrom sind unruhige, ruhelose Beine. Dazu kommen manchmal Mißempfindungen
im Bereich der Unterschenkel, die vor allem im Liegen auftreten und sich auf körperliche Bewegung
hin bessern. Das zwingt zu ständigem Herumlaufen und verhindert damit die Nachtruhe. Die Folgen
beider Beschwerdebilder sind vor allem erhöhte Tagesmüdigkeit mit allen Konsequenzen.

Weitere Störungen des Schlafes

Neben zu wenig und zu viel Schlafneigung gibt es noch weitere Störungen, die ebenfalls kaum
registriert werden, obgleich sie zumindest teilweise immer häufiger zu werden drohen. Das sind
beispielsweise

- Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus: Sie liegen dann vor, wenn die persönliche
Schlaf-Wach-Zeit nicht mit dem übereinstimmt, was »man« zu dieser oder jener Tages- bzw.
Nachtzeit tut. Dadurch treten Befindlichkeitseinbußen oder Übermüdung tagsüber sowie
Schlafstörungen zur Nacht auf. Die Ursachen sind meist nicht vermeidbare Schicht- bzw.
Nachtarbeit, aber auch Interkontinentalflüge durch verschiedene Zeitzonen (»Jet-lag«),
unregelmässige soziale Verpflichtungen bzw. ungesunde Lebensweise.

Neben diesen Schlafstörungen mit zu wenig oder zu viel Schlaf bzw. unphysiologischem
Schlaf-Wach-Rhythmus gibt es noch die sogenannten

- Parasomnien: Das sind ungewöhnliche Ereignisse, die entweder während der Schlafes oder an
der Schwelle zwischen Wachsein und Schlaf auftreten. Dazu gehören Schlafwandeln
(Somnambulismus), nächtliches Aufschrecken (Pavor nocturnus), Angstträume, nächtliches
Einnässen (Enuresis nocturna), nächtliches Zähneknirschen (Bruxismus) usw. Sie werden vor allem
im Kindesalter beobachtet, können aber auch bei Erwachsenen auftreten und pflegen - unerkannt
und damit unbehandelt - belastende Konsequenzen (z. B. Verunsicherung mit Isolationsneigung)
nach sich zu ziehen.

Als letztes kann man noch alle jene Folgen zusammenfassen, die verschiedenen
Schlafstörungsformen begleiten. Man nennt sie deshalb auch

- Begleit- oder Folge-Syndrome des gestörten Schlafs: Die häufigsten Komplikationen sind
Schlafmittel- oder Beruhigungsmittel-Abhängigkeit nach entgleisten (Selbst-)Behandlungsversuchen.
Dieser Teufelskreis wird dann zur Krankheit eigener Art, wenn er nicht rechtzeitig erkannt und
gezielt behandelt werden kann, was gerade bei Medikamentenabhängigen vor große Probleme stellt
(siehe später).

EINTEILUNG NACH ART DER INSOMNIEN

Die Schlafstörungen mit zu wenig Nachtschlaf (Insomnien) kann man noch einteilen nach Art des
Schlafdefizits. Beispiele:

- Einschlafstörungen sind das verzögerte Einschlafen von einer halben bis zu mehreren Stunden
Dauer. Sie finden sich vor allem als akute Schlafstörungen mit überwiegend zwischenmenschlichen
bzw. psychosozialen Belastungsfaktoren. »Einschlafstörungen sind häufig Abschaltstörungen«, was
insbesondere nicht-medikamentöse Schlafhilfen nahelegt (siehe später).

- Durchschlafstörungen sind ein häufiges Aufwachen nach dem ersten Einschlafen mit
oberflächlichem und wenig erholsamem Schlaf. Sie finden sich z. B. auch bei chronischen
Schlafstörungen, die eine gezielte fachärztliche Untersuchung erfordern.

- Früherwachen ist das vorzeitige Aufwachen von einer bis zu mehreren Stunden Dauer, was dann
die Gesamtschlafzeit erheblich zu verkürzen vermag. Es kann zwischenmenschliche, psychosoziale
oder äußere Ursachen haben, aber auch auf organische, besonders aber seelische Einflüsse
zurückgehen (z. B. Depression). Deshalb bedarf es bei längerer Dauer ebenfalls einer gezielten
fachärztlichen Untersuchung.

Schlaflosigkeit

Nicht selten treten 2 oder gar 3 Störformen gemeinsam auf, was den Betroffenen noch mehr
zermürbt.

Eine echte »Schlaflosigkeit« (Asomnie), wie sie gerne geklagt wird, ist jedoch sehr selten.
Das weiß man aus Schlaflabor-Untersuchungen. Am ehesten findet man sie noch bei
schweren seelischen Leiden (z. B. endogene Depression, schizophrene Psychose) oder
bei ausgeprägten und zermürbenden Schmerzzuständen.


EINTEILUNG NACH URSACHEN UND KRANKHEITSVERLÄUFEN

Neben dieser mehr zeitlich definierten Form der Schlafstörungen gibt es noch eine Klassifikation
nach Ursachen und Krankheitsverläufen. Auch dabei lassen sich mehrere Gruppen bilden. Am
häufigsten finden sich

- psychosozial, d. h. meist situativ bedingte Schlafstörungen: seelische, zwischenmenschliche
und sonstige Belastungsfaktoren mit entsprechenden Gemütsreaktionen wie Ärger, Aufregung,
Spannung, Angst, Sorgen, Sehnsüchte, Schuldgefühle, aber auch Freude usw. Sie gehen meist auf
akuten Streß (z. B. Prüfungen, Übernahme einer neuen sozialen Rolle, vor Operationen usw.) oder
längerfristige Konflikte (Überforderung, Erschöpfung, Auseinandersetzungen, schwierige
Entscheidungen) sowie ernste Verlustsituationen zurück (z. B. Trauerreaktionen). Gespeist werden
sie aus partnerschaftlichen, also z. B. sexuellen, aber auch familiären, beruflichen,
nachbarschaftlichen und anderen Schwierigkeiten. Selbst Entlastungssituationen können wieder zu
einer Belastung eigener Art werden (bestandene Prüfung, Wochenende, Urlaub u. a.).

- Äußere Anlässe zur Schlafstörung sind beispielsweise neuer Schlafraum, zu hohe oder zu
niedrige Temperaturen, ungewohnte Liegestatt oder Lebensweise, Lärm (äusserer
Schlafstörungsfaktor Nr. 1), aber auch die bereits erwähnten Rhythmusverschiebungen durch
unvernünftige Zeit-, vor allem Freizeitplanung, durch Schichtarbeit, (häufigere) Flugreisen in
West-Ost-Richtung sowie klimatische (meist zu heiß bzw. schwül) und Witterungseinflüsse
(Wetterumschlag).

- Zu den organisch bedingten Schlafstörungen rechnet man eine Vielzahl körperlicher Leiden auf
praktisch allen medizinischen Gebieten. Einzelheiten siehe die Tabelle 1.

Tabelle 1: Organisch bedingte Schlafstörungen


- Rheumatische Erkrankungen: akute und vor allem chronische Schmerzbilder
- Schädigungen des Gehirns: frühkindlicher Hirnschaden, Zustand nach Hirnhaut- bzw.
Gehirnentzündung, Hirnabszeß, Hirntumoren, Krampfleiden (Epilepsie), alters- oder
vorzeitige krankheitsbedingte Abbauprozesse des Gehirns, Parkinson'sche Krankheit,
Kopfschmerzen jeglicher Ursache usw.
- Herz- und Kreislauferkrankungen: Herzrhythmusstörungen,
Herzmuskeler-krankungen, Durchblutungsstörungen des Herzens, Bluthochdruck,
niedriger Blutdruck usw.
- Krankheiten der Atemorgane: Atemnot in jeglicher Form durch Bronchitis,
Lungenüberblähung, Asthma bronchiale usw.
- Leber- und Nierenerkrankungen: Leberzirrhose usw.
- Magen-Darm-Leiden: Magen- oder Darmentzündung bzw. -geschwüre, Entzündung
der Speiseröhre, Verstopfung, vielfältige psychosomatisch deutbare
Magen-Darmbeschwerden, Zwerchfellhernien usw.
- Nierenleiden: z. B. chronische Urämie (Harnvergiftung), aber auch Dialysebehandlung
(»Blutwäsche«) u. a.
- Endokrine und metabolische Störungen: Überfunktion der Schilddrüse,
Zuckerkrankheit, Hyperkortizismus, Hypokaliämie, Gichtanfälle usw.
- Weitere Schmerzzustände jeglicher Ursache, besonders chronische (neurologische,
orthopädische, HNO-ärztliche, internistische u. a.)


- Psychisch bedingte Schlafstörungen im Sinne konkreter psychiatrischer Krankheitsbilder
gehören mit den den häufigsten Ursachen. Einzelheiten siehe Tabelle 2.

Tabelle 2: Psychiatrisch bedingte Schlafstörungen


- Depressive Zustände jeglicher Ursache: reaktiv, neurotisch, erschöpfungsbedingt,
endogen, im Rückbildungsalter usw.
- Manische Zustandsbilder: manisch-depressive Erkrankung, Manie durch
Medikamente, Vergiftungen, bestimmte Krankheitsbilder u. a.
- Schizophrene Psychosen jeglicher Verlaufsform, einschließlich der sogenannten
schizoaffektiven Psychosen (Depression oder Manie mit Schizophrenie)
- Suchtkrankheiten: Alkoholismus, Medikamentenabhängigkeit, Rauschdrogen, Nikotin
usw., teils während des Leidens, vor allem aber im Entzug
- neurotische, psychosomatische und Persönlichkeitsstörungen, vor allem
Angststörungen wie Panikattacken, Zwangsbefürchtungen usw.
- Konflikt- und Überforderungsreaktionen, d. h. längerfristige Erschöpfungs- und
Versagenszustände, funktionelle Störungen u. a.
- Hirnorganische Störungen, entweder vor der Zeit durch entsprechende körperliche
Erkrankungen und/oder im höheren Lebensalter (Demenz, z. B. vom Alzheimer-Typ)
usw.


- Bei den pharmakogen (»chemisch«) verursachten Schlafstörungen gilt es nicht nur auf eine
Reihe schlafstörender Medikamente, sondern auch auf stimulierende Genußmittel wie Kaffee, Tee,
Cola-Getränke usw. zu achten. Werden solche Stoffe dann entzogen, ist bei süchtigmachenden
Mitteln erst einmal mit einer Verstärkung der Schlafstörungen zu rechnen (Entzugs-Schlafstörungen).
Einzelheiten siehe Tabelle 3.

Tabelle 3: Pharmakogen (chemisch) bedingte Schlafstörungen


- Weckmittel, oder auch »nur« Schlankheitsmittel (Appetitzügler)
- Psychopharmaka im weitesten Sinne: teils durch aktivierende Eigenschaften
(bestimmte Antidepressiva und Neuroleptika), teils durch schlafstörende
Nebenwirkungen (Antidepressiva, Neuroleptika, aber auch Lithiumsalze)
- Andere schlafstörende Arzneimittel: bestimmte Kreislaufmittel, Cortisonpräparate,
Antiepileptika, Antibiotika, Grippe-, Migräne-, Blutdruck-, Husten-, Schnupfen-,
Bronchitis- und Asthmamittel (auch als Spray), Beta-Rezeptorenblocker, Zytostatika
(Krebsmittel), Thyroxin (Schilddrüsenmittel), aktivierende Mittel zur geistigen
Leistungssteigerung (Nootropika), Digitalisglykoside (Herzmittel), Diuretika
(harntreibende Medikamente), Antiparkinson-Mittel usw.
- Abstinenz-Schlafstörungen: abruptes Absetzen oder zu rasches Ausschleichen von
bestimmten Beruhigungsmitteln (Tranquilizern), Schlafmitteln, Schmerzmitteln,
Weckmitteln/Appetitzüglern (siehe oben) usw.
- Anregende Genußmittel: Kaffee, Schwarztee, Cola-Getränke, Nikotin u. a.


- Verhaltensbezogene Schlafstörungen nennt man jene - meist selbstre-gulierbaren - Ursachen
wie zu frühe Zubettgehzeit (vor allem im höheren Lebensalter) auf der einen Seite sowie gestörter
Schlaf-Wach-Rhythmus (vom überlangen Fernsehkonsum bis zu nächtlichen Vergnügungen bei aber
üblichen Arbeits- und damit Aufstehzeiten). Im weiteren Sinne gehört dazu auch selbstschädigendes
Verhalten bei nächtlichem Erwachen (z. B. Gang zum Kühlschrank, Rauchen, Alkohol) usw.

Verhaltensbezogene Schlafstörungen mit schleichend wachsendem Schlaf-Defizit sind ein
Problem, das einerseits zunimmt, andererseits von der Allgemeinheit weder akzeptiert
wird, noch in vielen Fällen überhaupt bekannt sein dürfte.


- Zur primären Insomnie rechnet man jene Form von gestörtem Schlaf, der offenbar durch keine
der bisher aufgezählten Ursachen erklärt werden kann. Das legt dann eine spezielle Untersuchung
nahe, die einerseits auf - bewußt oder unbewußt verheimlichte - verhaltensbezogene Schlafstörungen
abhebt (z. B. unregelmäßige Schlafzeiten, »Schlummertrunk« mit Alkohol, zu frühes Zubettgehen),
andererseits auch psychologische und erbliche Faktoren berücksichtigt.

Dazu gehören beispielsweise eine entsprechende Persönlichkeitsstruktur (z. B. zwanghaft, ängstlich,
introvertiert-zurückgezogen), andererseits verdrängte oder überspielte chronische Überlastungen,
Fehlwahrnehmungen des Schlafzustandes (ständige Unterschätzung der eigenen Schlafdauer und
-qualität) sowie familiäre Faktoren. Zu letzterem zählen beispielsweise die Einteilung in »Normal-«,
»Langund »Kurzschläfer«. Letzteres wird gerne als Defizit fehlinterpretiert. Dabei sind familiär
gehäufte kurze Schlafzeiten durchaus üblich. Frühere Generationen störte dies nicht. Erst heute wird
es - oft auch medien-geleitet - zum Thema. Und zum Problem, das in Wirklichkeit keines ist.

Manchmal sind also überhaupt keine Ursachen feststellbar. Dann gilt es den »Patienten«, der in
Wirklichkeit gar keiner ist, davon zu überzeugen, dass kein krankhafter Zustand vorliegt, der
dementsprechend auch nicht zu behandeln ist (Ausnahme: Empfehlungen zur Schlafhygiene - siehe
später).

Bei Unklarheit empfiehlt sich beim heutigen Angebot eine Anmeldung im nächsten Schlaflabor.

SCHLAFHYGIENE

Da es sich beim gestörten Schlaf um ein sehr häufiges Phänomen handelt, häufiger als Depressionen,
Angstzustände und dementielle Erkrankungen und oft genug mit den ebenfalls häufigen funktionellen
und Streß-Folgen zusammen belastend, sei hier eine etwas ausführlichere Darstellung des
therapeutischen Teils erlaubt. Und hier vor allem die Selbstbehandlungsversuche ohne Arzneimittel.
Denn gerade beim Schlaf gibt es mehr Möglichkeiten, als sich der verzweifelte Patient im
allgemeinen vorzustellen vermag. Im einzelnen:

Allgemeine Hinweise

Schlafstörungen sind also häufig. Eine durchgehende Schlaflosigkeit ist je-doch selten. Die meisten
Schlafgestörten schlafen mehr, als sie vermuten. Auch ist ein ständig befriedigender Schlaf eher die
Ausnahme als die Regel. Der Mensch ist keine Maschine. Sein Schlafbedürfnis richtet sich nach
Angebot und Nachfrage. Das aber ist keine Schlafstörung, sondern das normale Auf und Ab, wie
bei allen anderen Funktionsabläufen des Organismus.

Die Grundregel lautet: Der Organismus holt sich seinen Schlaf - wenn nicht morgen, dann
übermorgen. Wer seinen Schlaf nicht selber stört, kommt auf das Schlafquantum, das
sein Körper braucht. Ein erzwungenes Zuviel an Schlaf bringt weder
Lei-stungssteigerung noch Schutz vor Krankheiten. Der natürliche Ablauf ist der beste,
und das bestimmt der Organismus selber - eine gesunde Lebensweise vorausgesetzt.


Schlafbedarf

Der Schlafbedarf hängt u. a. vom Alter ab: Beim Neugebore-nen etwa 16, beim Kleinkind rund 12
und im Erwachse-nenalter 7 bis 9 Stunden.

Die Älteren benötigen im Mittel nur 5 1/2 bis 7 Stunden Schlafzeit oder besser:
Nachtschlafzeit. Denn ihre erfrischenden Nickerchen am Tag bringen manchmal mehr
Gesamtschlafzeit als zuvor.


Außerdem: Je mehr Nickerchen am Tage, desto weniger Schlafbedarf in der Nacht. Wer also den
»nächtlichen Schlafdruck« erhöhen will, muß auf seine Nickerchen am Tage verzichten oder sie
zumindest einschränken (siehe später).

Der Schlaf als Gradmesser unseres Seelenlebens

Die meisten Schlafstörungen sind seelischer, psychosozialer, gelegentlich auch körperlicher Natur
(siehe die Tabellen 1 - 3). Alles, was seelisch beschäftigt oder körperlich beeinträchtigt, kann den
Schlaf stören, ob wir es für bedeutsam halten oder nicht. Der Schlaf ist ein unbestechlicher Spiegel
unserer Gemütsverfassung und körperlichen Gesundheitslage. Was wir tagsüber als Problem nicht
anerkennen, also »verdrängen«, ist oft nachts nicht zu verheimlichen - und raubt uns den Schlaf.
Deshalb sollte man sich nichts vormachen, aufrichtig zu sich selber sein, das Problem möglichst
objektiv aufarbeiten, ggf. mit Unterstützung von Angehörigen oder Arzt.

Der Schlaf ist also ein guter Gradmesser unserer seelischen Gesundheit. Was diese stört, unterliegt
weniger dem Willen, sondern eher dem häufig nicht bewußten Gemütsleben. Anders ausgedrückt:

Der Affekt entscheidet, was stört. Viele erleben deshalb nur ihren Schlaf als gestört,
nicht aber sich selber. Wer nur das Krankheitszeichen »Schlafstörung« sieht und die
Ursache vergißt, wird auf Dauer keinen Erfolg haben. Ist der Mensch wieder im
Einklang mit sich selber, kommt auch der Schlaf zurück. Ein ausgeglichenes Seelenleben
ist also die Grundlage befriedigenden Schlafs.


NICHT-MEDIKAMENTÖSE SCHLAFHILFEN

Nachfolgend nun einige nichtmedikamentöse Schlafhilfen, wie sie die meisten schon kennen,
aber nur wenige praktizieren. Oder noch schlimmer: sich darüber lustig machen. Letzteres ist der gar
nicht so seltene Versuch, sich seiner Pflichten dadurch zu entledigen, dass man die Empfehlungen
lächerlich macht. Was nicht ernstzunehmen ist, hat seine Wirksamkeit verloren und muß auch nicht
befolgt werden. Diese Einstellung ist häufig und tragisch zugleich. Sie verbaut die notwendige
Selbsterkenntnis und treibt den Betroffenen in die unkritische medikamentöse Schlafsicherung.
Schlaffördernde Arzneimittel sind zwar unerläßlich und eine große Hilfe, aber erst der letzte Schritt.
Zuvor gilt es die Eigeninitiative zu nutzen, auch wenn es noch so schwerfällt. Was gilt es zu beachten:

- Keine Schlaferwartungsangst aufkommen lassen: Schlafstörungen sind unangenehm bis
quälend, die Leistungsfähigkeit am nächsten Morgen kann beeinträchtigt sein. Doch auch eine gute
Nacht ist keine Garan-tie für Wohlergehen und Aktivität. Das sollte man sich immer vor Augen
halten. Schlafstörungen werden vor allem dann zermürbend, wenn man sich in Angst und Panik
treiben läßt. Deshalb keine Erwartungsangst vor der drohenden Schlafstörungen aufkommen lassen
und beim nächtlichen Wachliegen nicht über die Folgen am nächsten Morgen nachgrübeln, sondern
das Wachsein am Tage verstärken, also keine Schonhaltung. Falls man nachts einmal wach liegt,
dies nicht als Schlafstörung, sondern als »Ruhen in angenehmer Mattigkeit« interpretieren, als
Gelegenheit zur Besin-nung, für die am Tage zu wenig Zeit bleibt. Am nächsten Mor-gen nicht
versuchen, noch ein wenig nachzudämmern, sondern zur üblichen Zeit das Bett verlassen und die
Arbeit aufnehmenjetzt erst recht«).

- Bei Schlafstörungen nicht passiv bleiben, sich nicht unglücklich im Bett wälzen, sondern
folgende Empfehlungen beherzigen:

Liegt man für sich alleine, werden die meisten Licht anma


   User-Bewertung: +1
Oben steht ein nichtssagender, langweiliger Text? Bewerte ihn »nach unten«, wenn Du Bewertungspunkte hast. Wie geht das?.

Dein Name:
Deine Assoziationen zu »Schlafstörungen«:
Hier nichts eingeben, sonst wird der Text nicht gespeichert:
Hier das stehen lassen, sonst wird der Text nicht gespeichert:
 Konfiguration | Web-Blaster | Statistik | »Schlafstörungen« | Hilfe | Startseite 
0.0366 (0.0055, 0.0296) sek. –– 870673456