Möchtest du von einer Seeschlacht aus der alten Zeit hören? / Möchtest du erfahren, wer gewonnen hat beim Licht des Mondes und der Sterne? / Höre diese lange Geschichte, wie sie mir meiner Großmutter Vater, der Seemann, erzählt hat.
Unser Feind war keine Memme in seinem Schiff, kann ich dir versichern (erzählte er); / Sein war die rauhe englische Tapferkeit, und es gibt keine zähere und treuere noch hat es eine gegeben oder wird es eine geben;/ Als der Abend hereinbrach, kam er heran und gab uns eine mörderische Breitseite. / Wir legten uns dicht an ihn, die Rahen verwickelten sich ineinander, die Kanonen stießen zusammen, / Mein Kapität band mit eigener Hand fest an. / Wir hatten einige achtzehnpfündige Kugeln unter Wasser bekommen,/ Auf unserm untersten Kanonendeck waren beim ersten Feuern zwei große Geschütze geplatzt, die alles ringsherum töteten und nach oben zersprengten.
Kampf bei Sonnenuntergang, Kampf in der Dunkelheit. / Zehn Uhr nachts, bei Aufgang des Vollmondes; unsre Lecke nehmen zu, fünf Fuß Wasser berichtet;/ Der Kommandant gibt die Gefangenen im Hinterraum frei, um ihnen Gelegenheit zu geben, sich selbst zu retten.
Der Weg vom und zum Pulvermagazin ist jetzt durch Wachen gesperrt. Man sieht so viele fremde Gesichter; man weiß nicht, wem zu trauen ist.
Unsre Fregatte fängt Feuer./ Die andern fragen, ob wir Quartier verlangen? Ob unsre Flagge gestrichen und der Kampf zu Ende ist.
Nun lache ich zufrieden; denn ich höre die Stimme meines kleinen Kapitäns:/ »Es ist nichts gestrichen«, ruft er gelassen, »wir fangen unsrerseits eben erst das Gefecht an!«
Bloß drei Geschütze sind brauchbar./ Eins wird vom Kapitän selbst gegenn des Feindes Hauptmast gerichtet./ Zwei, gut bedient mit Kartätsche und Traubenschuß, bringen sein Musketenfeuer zum Schweigen und klären sein Deck.
Allein die Topps unterstützen das Feuer dieser kleinen Batterie, besonders das Großtopp;/ Tapfer halten sie aus durch die ganze Aktion./ Nicht einen Moment lassen sie nach;/ Die Lecke steigen schnell trotz des Pumpens, das Feuer frißt gegen die Pulvermagazine hin.
Eine der Pumpen ist weggeschossen worden; wir glauben alle, daß wir sinken.
Ruhig steht der kleine Kapitän./ Er ist nicht in Eile; seine Stimme ist weder laut noch schwach. Seine Augen leuchten heller als unsre Schlachtlaternen.
Gegen 12 Uhr, dort im Mondschein, ergeben sie sich uns.
* * *
Weit und still liegt die Mitternacht./ Zwei große Rümpfe liegen regungslos im Schoß der Finsternis./ Unser Schiff ist durchlöchert und sinkt langsam; man bereitet sich vor, um auf das eroberte hinüberzugehn. / Der Kapitän erteilt auf dem Hinterdeck, mit einem Gesicht weiß wie ein Laken, kalt seine Befehle. / Dicht bei ihm die Leiche eines Jungen, der in der Kajüte bediente. / Das tote Antlitz eines alten Matrosen mit langen weißen Haaren und sorgfältig gekräuseltem Backenbart. / Die Flammen, trotz allem, was getan wird, flackern oben und unten. / Die heiseren Stimmen der zwei oder drei Offiziere, die noch dienstfähig sind. / Unförmliche Leichenhaufen und einzelne Leichen; Fleischklümpchen an Masten und Rahen; / Zerschnittene Taue, baumelndes Takelwerk, leichte Stöße sanfter Wellen; / Schwarze, starre Geschütze; umherliegende Pulverpakete; scharfer Geruch, / Wenige große Sterne oben mit stillem trübseligen Schimmer. /Zarte Düfte der Seeluft; Geruch nach Schilfgras und Ackerfeldern am Gestade; Aufträge Sterbender an die Überlebenden; / Gezisch von des Wundarztes Messer, die knirschenden Zähne seiner Säge; / Keuchen, Plätschern, Rieseln des Blutes; kurzer wilder Aufschrei und langes, dumpfes, verhallendes Stöhnen, / So war es! So! - Unwiderruflich!
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