Für viele Reptilien ist eine höhere Luftfeuchte lebenswichtig. Zwar können auch diese Tiere ohne große Probleme mal eine »Trockenphase« von 1-2 Tagen überwinden. Langfristig schadet zu trockenes Klima jedoch ihrer Gesundheit und kann sogar Austrocknung oder Häutungsprobleme verursachen.
Selbst Tiere aus extremen Wüstenregionen brauchen täglich eine kurzzeitige Erhöhung der Luftfeuchte. In Wüstengebieten kann es nachts sehr feucht und kühl werden. Dies hängt mit der Abkühlung der Lufttemperatur zusammen. Warme Luft hat eine niedrige relative Feuchte bzw. kann viel Feuchte speichern. Wird diese warme Luft dann abgekühlt, steigt die relative Feuchte: das gespeicherte Wasser kondensiert.
Reptilien aus Regenwaldgebieten brauchen kontinuierlich eine erhöhte Luftfeuchte von 70% bis hin zu 100%!
Die einfachste Methode, die Luftfeuchte zu erhöhen ist das Besprühen. Dazu kann man handelsübliche Planzenspritzen verwenden - natürlich nur neue Spritzen, die noch keinen Blattlausvernichter versprüht haben...
Mit 5,-- Mark sind Sie dabei und werden die Handspritzen bei Regenwaldterrarien bald verfluchen! Für Wüstenterrarien und kleinere Terrarien mögen die Spritzen mit Handbetrieb sinnvoll sein und sogar noch die Hand- und Unterarmmuskulatur stählen - bei größeren Regenwaldterrarien oder vielen einzelnen Terrarien hilft hier nur die Investition in ein Druckluftsprühgerät (ca. 50,-- DM). Da passen 5 Liter Wasser hinein, anschließend wird der Behälter aufgepumpt und sprüht dann eine ganze Zeit lang mit dem vorhandenen Innendruck.
Ich selber bin nach vielen Versuchen (von Billig-Sprühflaschen, über kleinere Druckluftpsrüher bis hin zu batterie/pumpenbetriebenen Behältern) bei der Firma Gloria gelandet und werde vorerst dort bleiben. Die Geräte sind in jedem Gartencenter zu bekommen, sind qualitativ hochwertig und versprühen obendrein noch den feinsten Wassernebel!
Feiner Wassernebel ist wichtig, damit im Wesentlichen die Luft befeuchtet wird und das Bodensubstrat nicht in einen Sumpf verwandelt wird.
Trocken- oder Wüstenterrarien werden täglich einmal gründlich besprüht, am Besten abends nach dem Ausschalten des Tageslichts. Verwenden Sie besonders bei hartem Leitungswasser gefiltertes/enthärtetes Wasser, sonst setzen sich bald sehr »hübsche« und nur schwer zu entfernende Kalkschwaden an den Terrarienscheiben ab. Günstige Enthärter sind die Kaffeewasserfilter der Firma Britta.
Sinvollerweise filtert man mit einem oder mehreren dieser Filter 1 mal wöchentlich die benötigte Menge Sprühwasser (und das können etliche Liter sein...) und lagert das Wasser in verschließbaren 5-Liter-Behältern, in denen man destilliertes Wasser kaufen kann. Regelmäßig alle 1-2 Monate müssen die Filterkartuschen gewechselt werden, da sie sich verbrauchen.
Destilliertes Wasser löst das Kalkproblem übrigens auch. ACHTUNG: bitte bei tropfenleckenden Arten (Chamäleons) kein destilliertes Wasser versprühen! Die daraus entstehende Entsalzung der Tiere würde sie mittelfristig töten! Verschneiden Sie destilliertes Wasser zu 50-60% mit normalem Leitungswasser (Aufhärten), dann ist es besser und sicherer auch bei nicht-tropfenleckenden Arten verwendbar.
Größere Mengen enthärtetes Wasser produziert man besser mit Geräten aus der Aquarientechnik: Enthärter auf Harzbasis oder Umkehr-Osmose-Anlagen. Diese Geräte sind in der Anschaffung relativ teuer (ab 200,-- DM für eine kleine Umkehr-Osmoseanlage), rentieren sich jedoch durch den Zeitgewinn und die laufenden Filterwechselkosten der Britta-Filter bei Wassermengen ab 15-20 Liter je Woche.
Enthärter-Anlagen auf Harzbasis finden Sie im gut sortierten Aquarienhandel. Lassen Sie Sich dort über die Zusammensetzung des notwendigen Filterharzes beraten und weisen Sie den Verkäufer unbedingt darauf hin, daß Sie enthärtetes Trinkwasser produzieren wollen!
Umkehr-Osmoseanlagen basieren auf dem Prinzip der Osmose (Konzentrationsausgleich von 2 Lösungen durch eine dünne Wand), nur daß hier das Prinzip der Osmose umgedreht wurde: mit Druck wird Wasser durch einen sehr feinporigen Filter gepresst. Dieser Filter entfernt gelöste Stoffe bis hinab auf Molekülgröße. Das Ergebnis ist Reinstwasser, zu 99% reines Wasser. ACHTUNG: auch dieses Wasser ist nicht als Trinkwasser geeignet! Deshalb muß es nach der Umkehrosmose wieder kontrolliert aufgehärtet werden. Man kann einen Aufhärtefilter an die Osmoseanlage anschließen oder aber das Osmosewasser zu 50% mit normalem Leitungswasser verschneiden.
Eine Umkehr-Osmoseanlage produziert neben Reinstwasser (Permeat) auch »Abwasser«. Das ist Wasser, in dem die gefilterten Stoffe konzentriert werden. Normale Anlagen haben ein Produktionsverhältnis von 4:1, d.h. aus 5 Litern Wasser entsteht 1 Liter Reinstwasser und 4 Liter »Abwasser«. Dieses Abwasser kann man sehr gut zum Blumengießen oder im Garten verwenden.
Kleine Anlagen produzieren in 24 Stunden 20-25 Liter Reinstwasser und somit 100-120 Liter »Abwasser«. Ressourcenverschwendung? Darüber kann man vorzüglich streiten: zur industriellen Herstellung von destilliertem Wasser oder auch durch die Wiederaufbereitung von Filterharzen (auch im Britta-Filter sind Harze) werden nicht unerhebliche Mengen an Wasser und Energie eingesetzt...
Was nun, wenn man berufstätig ist (irgendwo muß die Kohle für all diese Technik ja schließlich herkommen) und nicht alle 2 Stunden mit der Gloria-Druckluftspritze das Regenwald-Terrarium nachfeuchten kann, um die Feuchte konstant hoch zu halten? Keine Angst, auch Berufstätige können Regenwaldterrarien betrieben, es existieren für kontinuierliche Feuchte weitere Möglichkeiten.
Da ist zunächst die Wasserbecken-Methode: ein größerer, flacher Behälter gefüllt mit Wasser (nicht zu hoch: Gefahr des Ertrinkens!) kann die Luftfeuchte durch Verdunstung erhöhen. Verstärken kann man diesen Effekt, indem man am Boden des Behälters einen Aquarien-Wasserheizer befestigt und auf 28-32°C einstellt.
Echte Pflanzen im Terrarium wirken sich positiv auf die Luftfeuchte aus, da auch sie langsam aber ständig Wasser verdunsten. Durch Abdecken der Lüftungsgitter (speziell der in der Terrariendecke) des Terrariums kann man die Luftzirkulation etwas reduzieren und so die Feuchte länger hoch halten. ACHTUNG: bitte nicht übertreiben, Luftaustausch muß immer noch stattfinden können!
Nun werden alle diese Maßnahmen bei großen und sehr warmen Regenwaldterrarien viel helfen: die Feuchte fällt ständig und schnell. Hier muß man zu kleinen, technischen Helferlein greifen, die elektrisch betrieben und geschaltet den Vorgang der Luft-Nachfeuchtung automatisch durchführen: Raumbefeuchter oder Regenanlagen.
Raumbefeuchter bestehen hauptsächlich aus einem Wassertank (5-7 Liter) und einem Ultraschallvernebler. Das ist eine dünne Metallmembran, die durch Strom in Ultraschallschwingung versetzt wird. An ihrer Oberfläche wird durch die Vibrationen das Wasser so fein zerstäubt, daß richtiggehend Nebel entsteht. Dieser Nebel steigt nach oben und wird aus dem Gerät geleitet.
Diese Geräte sind einigermaßen formschön, stabil und funktionell sowie: preisgünstig! Für 199,-- DM wird man stolzer Besitzer eines Fakir-Raumbefeuchters. Das Gerät hat einen kleinen Enthärtefilter, aber ich verwende grundsätzlich nur enthärtetes Wasser aus meiner Wochenproduktion (s.o.). Enthärtetes Wasser ist hier sehr wichtig, da die dünne Membran sonst schnell verkalkt und der Befeuchter kaputt ist!
Am Gerät die Feuchtemenge und die Stärke des Nebels einstellbar. Angeschlossen an einen Timer oder einen Hygrostaten (siehe: Messen, Steuern, Regeln) kann nun regelmäßig mehrmals am Tage automatisch nachgefeuchtet werden.
Oben am Nebelauslaß befestigt man mit Silikon einen Waschmaschinen-Ablaufschlauch oder Wasserleitungs-Rohre aus Plastik. Damit wird dann die Verbindung in das Terrarium hergestellt. Ich lasse den Nebel von oben in das Becken fallen, es ist aber auch möglich ihn von unten oder seitlich in das Terrarium zu führen.
Neben dem Effekt der Befeuchtung sieht es übrigens Klasse und geheimnisvoll aus, wenn der ganze Terrarien-Regenwald langsam in Nebel gehüllt wird! Der Wasserverbrauch eines Raumbefeuchters ist relativ bescheiden. An einem meiner Terrarien läuft er 2 mal täglich für 15 Minuten, dann reicht der Tank für 3-4 Wochen. Wird häufiger benebelt (so 6-8 mal am Tag) sollte man den Tank alle 3-4 Tage kontrollieren und nachfüllen. Das Fakir-Gerät schaltet zwar bei Erreichen der Mindestwasserhöhe ab, aber eine trocken-gelaufene Verneblermembran ist kaputt...
Regenanlagen dienen ebenfalls der Luftbefeuchtung im Terrarium. Sie haben aber zusätzlich nach andere, positive Effekte. Der Nebel aus einem Raumbefeuchter eignet sich nicht, um eventuell vorhandene Pflanzen im Terrarium zu giessen. Er kondensiert zwar nach längerer Laufzeit des Befeuchters an den Glasscheiben und den Blättern, bildet aber keine größeren Tropfen.
Zu diesem Zweck und für alle tropfenleckenden Arten (speziell viele Chamäleons) muß man eine Beregnungsanlage einsetzen, wenn man nicht gießen oder mit der Hand sprühen will. Eine solche Anlage besteht aus einem mehr oder weniger großen Wassertank (8-14 Liter), einer Hochdruckpumpe und einer oder mehreren Regendüsen. Die Pumpe (230V) erzeugt in dem angeschlossenen (Druck-)Schlauch einen so hohen Wasserdruck, daß es durch die feine Regendüse gepresst wird. Es ensteht ein Sprühnebel, der feiner als der Nebel der manuellen Drucksprühgeräte, aber eben auch deutlich gröber als der Nebel eines Raumbefeuchters ist. Es könne sich größere Wassertropfen an den Scheiben, Wänden und Blättern bilden und die vorhandenen Pflanzen werden gleich mitgegossen.
Der Wasserverbrauch ist natürlich höher als beim Raumbefeuchter. Trotzdem ist es erstaunlich, daß die feinen Düsen nur 0,03 bis 0,05 (das sind 30-50ml) Liter Wasser je Minute versprühen! Die Regenanlage bei meinen Chamäleons hat einen 8-Liter-Tank und läuft mehrmals täglich insgesamt 6 Minuten. Dann reicht der Tank für 2 Wochen völlig aus. Auch hier verwende ich nur enthärtetes Wasser, da sonst die feinen Düsen und die Punpe bald verkalken und verstopfen, von den Terrarienwänden und Pflanzen mal ganz abgesehen.
An dieser handelsüblichen Regenanlage/Pumpe können bis zu 15 Düsen betrieben werden. Abzweigstücke und Verteiler sind erhältlich. Alle Teile werden mittels Schottstecker mit dem Druckschlauch verbunden. Dies ist ein einfaches Prinzip und hält bombenfest. Wenn man den Schlauch abzieht (zu Wartungs- oder Ergänzungsarbeiten) schließt das eingebaute Schott dicht ab und die Wasserpfütze am Boden wird vermieden.
Preislich sind solche Anlagen ab rund 300,-- DM erhältlich. Darin sind Pumpe, 2 Düsen und Abzweig/Schläuche enthalten. Der Glastank kostet mit 8 Litern knapp 40,-- DM, jede weitere Düse schlägt ebenfalls mit rund 40,-- DM zu Buche.
Um nicht immer alle an die Regenanlage angeschlossenen Terrarien gleichzeitig zu beregnen, kann man mit 230V-Magnetventilen den Zufluß zu einzelnen Strängen/Düsen öffnen oder schließen. Ein Ventil kostet ca. 60,-- DM.
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