Das Kaffeehaus war zu ihrer Freude recht leer, obwohl es ja um die Mittagszeit war und sie mit vielen Menschen gerechnet hatte. Einzelne Personen saßen weit verstreut an den Tischen in den recht großen sonnendurchfluteten Sälen, sie registrierte nur drei Tische mit zwei Personen.
Sie setzte sich an einen leeren Tisch an einem der großen Fenster, achtete darauf daß ihr Bratschenkoffer auf einem Stuhl im Schatten der Tischplatte zu liegen kam und bestellte, als der Ober beiläufig an ihrem Platz vorbeikam, mit leisen Worten einen Einspänner. Der dritte Satz hatte auch auf sie irgendwie befreiend gewirkt, aber sie mißtraute diesem Gefühl ein wenig. Den Cellisten beneidete sie nicht um seinen Auftritt am Nachmittag, alleine die Auswahl des Barber-Adagios hatte für sie einen billigen Geschmack - Staatstrauer, verordnete Betroffenheit, sie überlegte, wer da eigentlich für die Musikauswahl verantwortlich war, aber bald ließ sie sich von den Schatten der geflochtenen Stuhlsitzflächen auf dem Parkettboden in den Bann ziehen und verwarf die Überlegung. 334 helle Flächen zählte sie in den netzartigen Linienmustern, dann kam der Einspänner und sie beobachtete das langsame Spiel der Farben im Glas an der Grenze zwischen Mokka und Schlagobers. Sie beschloß, daß dies ein guter Tag sei...
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