In der Stadtbücherei von M* war im Vorraum ein Schrank mit einer Vielzahl abschließbarer Fächer, in die man seine Taschen aus naheliegenden Gründen zu schließen hatte. Die ganze Konstruktion war aus solidem Holz, sogar die Schlüsselanhänger waren verschwenderisch mit Tropenholz besetzt, das war damals nämlich noch eine völlig normale Sache. Beim Ab - und Aufschließen schlugen die Schlüsselanhänger an die Tür des Taschenfachs, wo sie angenehme, xylophonartige Geräusche von sich gaben und noch Jahre nach der Installation des Taschenfachs war der Vorraum von einem angenehmen Holzduft durchzogen. Und obwohl die geschätzt sechs Damen der Stadtbücherei schon längst in die graue Wüstenei der Posttwenschaft gezogen waren, verband ich mit den oft so spröde wirkenden Frauen eher Klang, Farbe und Geruch dunkelbraunen Holzes, als die stumpfe Schärfe des Papiers. Denn sie waren mir gut, diese Erinnyen des Eselsohrs, die Stempelamazonen gaben mir Bücher zu lesen, die eigentlich noch unter das extrem reaktionär gehandhabte Jugendverbot fielen (Blechtrommel ab 21!), schmunzelten, wenn ich mein Entleihheft wieder mal vergessen hatte, etwas vom zerstreuten Professor oder wiesen mich auf Fundstücke in der Grabbelkiste hin.Doch doch, es waren recht glückliche Jahre damals in der mittelprächtig sortierten Stadtbibliothek von M*. Und auch über die Büchereitoilette kann ich kein schlechtes Wort verlieren.
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