Die Belehrung ist eine Lieblingsbeschäftigung des Gutmenschen, für den es eine Herzensangelegenheit ist, seine Mitmenschen darüber aufzuklären, daß er selbst Gutes tut, und daß es für die Mitmenschen ebenso eine Verpflichtung ist, ihrerseits Gutes zu tun. Man kann also diese Belehrung als einen Versuch der Vergutmenschung ansehen. Die Belehrungen können systematisch untergliedert werden in:
- mahnende Belehrungen, insbesondere Erinnerung an Opfer und Greueltaten der Geschichte, aber auch soziale Mißstände, deren Unrechtsgehalt auch dem Nichtgutmenschen »ins Gesicht springt«,
- auffordernde Belehrungen, die den Nichtgutmenschen zu einem bestimmten Verhalten veranlassen sollen, zB Einstellung von Diskriminierungen, Einkauf im Reformhaus, Teilnahme an Demonstrationen oder Unterschriftenaktionen, und
- kontemplativen Belehrungen, die den Nichtgutmenschen zum nachdenken über sich selbst veranlassen sollen. Sie schließen sich häufig an mahnende Belehrungen an, und sind mit diesen durch die Floskel verbunden:
»Findest Du das etwa gut?«
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