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wuming schrieb am 26.4. 2010 um 02:49:25 Uhr über

Übersetzer

Wie wird man nur Übersetzer?
Werkstattgespräch zum Europäischen Übersetzerpreis.


Peter Urban-Halle, Hinrich Schmidt-Henkel und Hanns Grössel (von links) im Werkstattgespräch über die Kunst des Übersetzens. Foto: Peter Heck



OFFENBURG. Am Vorabend der festlichen Verleihung des Europäischen Übersetzerpreises Offenburg erhielten die diesjährigen Preisträger, Hanns Grössel und Peter Urban-Halle, die Gelegenheit, sich im Salmen der Offenburger Öffentlichkeit zu präsentieren. Die beiden Preisträger wurden am Sonntag in Offenburg für ihre Übersetzungen dänischer Literatur geehrt. Das Podiumsgespräch mit den beiden Übersetzern moderierte Hinrich Schmidt-Henkel, der als Vorsitzender des Übersetzerverbandes ebenso in diesem Metier wirkt und nun endlich einmal alle die Fragen stellen wollte, zu denen sonst keine Gelegenheit ist. Es entstand eine lockere Plauderei über den Alltag des Übersetzers und seine Motivation, eine kurze Lesung inklusive.

Wie zum Beispiel wird man bloß Übersetzer und entscheidet sich dann auch noch für eine Sprache wie das Dänische, das nicht eben sehr verbreitet ist? Hans Grössel, der den Hauptpreis in Höhe von 15000 Euro für seine Übersetzungen von Werken der Lyrikerin Inger Christensen erhält, hat als Kind acht Jahre in Kopenhagen gelebt. Peter Urban-Halle, der den Förderpreis in Höhe von 5000 Euro erhält, hatte in Berlin ein Mädchen aus Dänemark kennengelernt und dann Skandinavistik studiert. Der persönliche Bezugja vielleicht muss es sogar Liebe seinerscheint also als unabdingbare Voraussetzung.
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Übereinstimmend bekannten die beiden Preisträger, dass sich die anfängliche schwungvolle Naivität, mit der man an den Text herangeht, sehr bald mit zunehmender Einsicht in die Feinheiten der Sprache verliert. Das Wörterbuch solle man häufig und intensiv zu Rate ziehen, und dennoch blieben Textstellen, die unübersetzbar sind, was nicht nur mit den kulturellen Hintergründen, sondern auch mit den verschiedenen Tiefenstrukturen der Sprachen zu tun habe. Deutlich wurde auch, dass das Übersetzen weder für Grössel, der als Redakteur beim WDR tätig war und als Lektor in den Verlagen Fischer und Rowohlt, noch für Urban-Halle, der auch als Kritiker Rezensionen verfasst, das alleinige Brotverdienst ist. Beide übersetzen zudem aus dem Französischen. Begegnungen und der Faible für einen Text oder Autor sind Anlass zur Übersetzung. So schätzt Grössel an seiner Autorin Inger Christensen, die schon für den Literatur-Nobelpreis vorgeschlagen wurde, ihre Fähigkeit, mit einfachen Wörtern schwierige Dinge anzudeuten. Ihre Texte seien durch mikrofiligrane Verflechtungen gekennzeichnet und führen zu den zentralen Fragen des Übersetzens: »Was sind Wörter? Was können sie und was nicht

Der Austausch zwischen Autor und Übersetzer sei unerlässlich, doch wenn der Autor auch das Deutsche beherrsche, so Peter Urban-Halle (Halle wie sein Geburtsort in Sachsen-Anhalt, um sich von dem zehn Jahre älteren, bekannten Tschechow-Übersetzer gleichen Namens zu unterscheiden), dann sei das schlimm: »Einmal ist mir daran das Verhältnis zum Autor fast zerbrochenSo wurde an diesem Abend, der mehr Zuhörer verdient hätte, deutlich, wie vielschichtig die Übersetzertätigkeit ist.


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