verblasst
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Der Cardamom brachte sie hoch, verblasste Erinnerungen an Abende in Waheds Küche, durchzogen vom Duft des arabischen Kaffees den wir uns schweigend gemeinsam bereiteten, über der blassblauen Gasflamme in diesen kleinen kegelförmigen Messingbechern. Das war immer das Ende arbeitsintensiver Stunden in denen um jedes Wort, jedes Bild und jeden historischen Beleg gefeilscht wurde wie auf einem Bazar. »Die Macht des Wortes«, ein Film sollte es werden über diesen evangelischen Pfarrer Hinckelmann in Hamburg, der den Koran 1694 in Latein und Arabisch drucken liess. Nach vielen Wochen druckten wir das fertige Drehbuch aus und ich brachte es am letzten Tag der Abgabefrist nach Hamburg, wo die Filmförderung dem vorgeschlagenen Projekt zwar gewogen war, aber die Blätter schimmeln wahrscheinlich heute noch im Archiv, wir hörten nie wieder etwas und so blieb Wahed weiter Zeit, seine Ney zu spielen und über das Leben nachzudenken während ich im Kino den anderen irgendwelche Streifen vorflimmerte, die Flötenbauerei war da schon passé.
Verblasst wie ein alter Farbfilm sind viele Erinnerungen, manchmal lege ich mir so einen alten Streifen ins Kopfkino und schaue ihn mir an, zu Stunden wie dieser, wo das intensive Blau des Morgenhimmels ebenfalls verblasst, von der Sonne verdrängt wird, und staune: Das war »ich« damals?