unbeschrieben
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Ein unbeschrieben-es Blatt: das macht überhaupt keinen Sinn mehr, seitdem die Wortproduktion nicht mehr von einer Anzahl vorhandener Blatt Papier begrenzt wird, wie in der DDR noch die Buchproduktion, sondern nur noch von der persönlichen Zeit am Computer, bis man vor Müdigkeit vom Stuhl fällt.
Und im übertragenen Sinn hat der Spruch sowieso nie gestimmt:
niemand ist jemals ein unbeschrieben-es Blatt - das ist immer nur Projektion, weil ich jemanden (noch) nicht (genau genug) kenne, und selbst Kinder sind mit der Geburt schon »beschrieben« - von der Schwangerschaft und der Geburt selbst.
(Die Behauptung von Otto Rank, in »Das Trauma der Geburt« (1924), 50 % des Lebensschicksals jedes Menschen sei mit der Geburt bereits entschieden, ist wahrscheinlich viel zu niedrig gegriffen.)