schütteln
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Ich sah heute auf dem Weg ins Büro einen Typen, der mich an einen ekelhaften Vorgesetzten erinnerte, dem ich einmal als gerade erst schulentlassene Berufsanfängerin ausgeliefert war. Er war fett, häßlich, und über 50. Ständig redete er abfällig über seine »dumme Alte« daheim, die »im Bett nichts mehr taugte«, und machte anzügliche Bemerkungen und schmutzige Witze uns jungen Mädchen gegenüber, von denen er wußte, daß sie uns peinlich berührten. Ein besonders gern von ihm angewandter Trick war, ein Mädchen - oft vor dem Rest der Belegschaft - anzuweisen, ein Stück Papier in kleine Schnipsel zu zerreißen, diese fest in die Hand zu nehmen und »gut durchzuschütteln«. Und dann brüllte er vor Lachen, wenn die so Vorgeführte mit hochrotem Kopf erkannte, was für eine Pantomime sie da ausführte...
Er versuchte auch immer wieder, uns Mädels bei Gelegenheit zu betatschen, und versuchte einmal außerhalb des Büros, mir einen Kuß aufzudrängeln. Ich stieß ihn weg, angeekelt. Die Quittung ließ nicht lange auf sich warten, in der Form eines schlechten Quartalsreports - das war, was wir erwarten konnten, wenn wir es wagten, uns zu wehren. Beschweren? - das Wort eines langjährigen Abteilungsleiters gegen das einer kleinen Neuen? Konnten wir gleich vergessen.
Als ich den Typen heute morgen sah und die Erinnerung hochstieg, schüttelte es mich...