neoplatonisch
Bewertung: 1 Punkt(e)Ich kannte *** schon etliche Jahre, bevor er mich nach einem bierseligen Abend morgens gegen drei in immer enger kreisenden Wortspiralen schließlich fragte, ob ich ihm, nun ja, Erleichterung in seinem zu diesem Zeitpunkt freundinnenlosen Leben verschaffen könne. Ich willfahrte diesem Wunsch recht kalten Herzens, da unsere Ähnlichkeiten sich auch auf die Physis erstrecken und ich bei aller Gefeitheit vor Selbsthaß nicht der Mann bin, der mit einem Menschen wie mir ins Bett steigen würde, in dieser Beziehung würde ich mich als Diametralfetischisten bezeichnen. Als er nach einer ermüdend langen Behandlung endlich unseren Teppich verunreinigen konnte, setzte bei uns beiden schlagartig ein Sozialkater ein, wir verabschiedeten uns maulfaul unter Verweis auf die späte Stunde und das Bier voneinander. Danach war erst einmal Funkstille, ihm schien die Sache peinlich zu sein und auch mir hatte das lustlose Herumgekaue auf seiner schwachverdickten Biereichel eher Mißbehagen bereitet. Aber nach einem Vierteljahr, als wir uns bei einem gemeinsamen Bekannten wiedertrafen, wo *** mit seiner neuen Freundin erschien, war unsere platonische Liebe füreinander wieder entfacht, die jedoch von nun an jedoch auf ewige Zeit als neoplatonisch charakterisiert ist.