grimmelshausen
Bewertung: 3 Punkt(e)
Ich habe den Simplicius Simplicissimus von Grimmelshausen gelesen. Das Buch ist bereits mehr als 330 Jahre alt und schildert die Abenteuer eines zunächst naiven Bauernjungen, der in den Krieg hineingezogen wird und als Soldat Karriere macht, zu Reichtum gelangt, Verrat, Mißgunst und die Verlogenheit und Gier seiner Mitmenschen erlebt und selbst auch nicht moralischer handelt. Schliesslich kehrt er sich ermüdet von der Welt ab und wird Einsiedler.
Das Buch ist nach wie vor sehr lesenswert. Es ist lustig zu lesen, da Grimmelshausen über einen ungeheuren Wortwitz verfügte. Man kann es auch nutzen, um seine Menschenkenntnis zu erweitern, denn die beschriebenen Charaktere waren mindestens ebenso verlogen und unmoralisch wie die heutige Menschheit.
Ein Aspekt des Buchs interessiert mich zudem persönlich, denn der erste Teil des Buchs, den ich für den besten halte, spielt in meiner Geburtsstadt Hanau. Man erfährt viel über die damaligen Zustände in Hessen.
Wer das Buch lesen möchte, dem empfehle ich die dtv klassik Ausgabe mit gemäßigt angepaßter Rechtschreibung. A propos Rechtschreibung: das Buch ist auch den militanten Verfechtern der neuen Rechtschreibung zur persönlichen und stilistischen Weiterbildung anzuraten, denn das Buch überzeugt unter anderem durch seinen enormen Wortwitz. Durch eine kleinliche Umschreibung auf die neue Schreibung wäre viel davon verloren gegangen. Grimmelshausen war eben ein echter Sprachkünstler und kein bornierter Ortogravieh-Fetischist (so hätte er das wohl geschrieben).