Wörlitz
Bewertung: 4 Punkt(e)
Wörlitz ist ein nicht weiter nennenswertes Kaff im Anhaltinischen, im heutigen Bundesland Sachsen-Anhalt. Aber in bzw. am Rande von Wörlitz liegt einer der grandiosesten Landschaftsparks in Deutschland, das Gartenreich des Fürsten von Anhalt-Dessau, der in Wörlitz ein kleines Schlösschen hatte, das heute noch eine Art diskreter Schwerpunkt des Parkes ist. Es ist eines jener kleinen Schlösslein, das man sich - entsprechende Revenuen vorausgesetzt - durchaus vorstellen könnte, zu bewohnen, also nichts abstruses oder repräsentativ-gigantisches, eher einer hanseatischen Villa vergleichbar.
Der Park ist aufs genaueste durchdacht und angelegt - mit verhältnismässig sparsamen Mitteln. Es gibt dutzende von Sichtachsen, Perspektiven, Aspekten, die immer wieder für Überraschungen gut sind. Der Venustempel beispielsweise ist von weitem her gut zu sehen, doch je näher man ihm kommt, um so öfters verschwindet er wieder aus dem Blickfeld, und manche überrraschende Hindernisse, wie die schwindelerregende Kettenbrücke sind auf dem Weg zur Göttin der Liebe zu überwinden. Und unter dem klassizistischen Rundtempel findet sich eine entzückende Liebesgrotte mit »Knutschecken« - eine wunderbare Wohltat des Fürsten für seine Dorfjugend - der Park war niemals abgeschlossen, und ist es auch heute nicht. Er hat keinen Anfang und kein Ende, ist in die Landschaft organisch integriert.
Ein Besuch dieses Parks ist vor allem an schönen Wintertagen und unter der Woche zu empfehlen - im Sommer und am Wochenende birst er von Ausflüglern. Und Zeit sollte man mitbringen, zwei, drei Stunden mindestens.